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Seit Juli 2018 werden die Vorwürfe wegen sexueller Diskriminierung am Arbeitsplatz immer lauter, im November folgte dann die Klage durch betroffene (Ex-)Mitarbeiterinnen […] Ein Jahr nach der Klage einigen sich Riot und die Mitarbeiterinnen nun auf einen juristischen Vergleich: Alle Kolleginnen und Ex-Kolleginnen, die seit 2014 im Unternehmen beschäftigt sind oder waren, erhalten eine Geldzahlung. (Via)

Ich bin kein Fan von Ferndiagnosen, das wisst Ihr. Aber wenn ich diesen Fall hier lese, komme ich schon ein wenig ins Grübeln: Die Hexenjagd der MeToo-Bewegung in den USA nimmt schon langsam skurrile Züge an. Man hat schon fast das Gefühl, dass irgendwie jeder auf diesen Zug aufspringen will, um ordentlich Kasse zu machen. Es gab also eine Sammelklage gegen Riot, weil dort angeblich „ungleiche Bezahlungen und Aufstiegschancen“ und ein „frauenfeindliches Arbeitsklima“ geherrscht haben soll. Wir reden hier von 1000 Mitarbeiterinnen, die alle schlecht behandelt wurden? Riot hat jetzt diesen Vergleich angeboten und will zehn Millionen Dollar unter allen weiblichen Angestellten aufteilen, um die Sache endlich zu beenden…

Klingt für mich alles ein wenig seltsam. Trotzdem bin ich zu weit weg, um die Sache wirklich richtig einschätzen oder beurteilen zu können.

Das Problem an dieser ganzen Entwicklung ist, dass man gefühlt jeden Tag einen neuen Fall in den USA hat, wo es angeblich neue sexuelle Übergriffe oder Frauenfeindlichkeit in irgendeiner Form gab. Die Masse dieser angeblichen Fälle führt dazu, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, dass man nur noch abwinkt und dieses ganze Drama einfach nicht mehr ernst nimmt. Und das wiederum führt dazu, dass evtl. wahre Opfer von sexueller Gewalt irgendwann ebenfalls nicht mehr ernst genommen werden.

Ich möchte hierzu die neue Apple-Serie „The Morning Show“ empfehlen, wo es genau um dieses Thema geht. Hier wird sehr schön aufgezeigt, welche Dimensionen die MeToo-Hexenjagd in den USA schon angenommen hat. Ich finde es mittlerweile nur noch erschreckend.




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26 KOMMENTARE

  1. Nun ich stimmt dir vollkommen zu das die #metoo Bewegung in die falsche Richtung gelaufen ist, aber da ich mich etwas mit der Situation bei Riot beschäftigt habe, muss ich sagen, das hier deine Kritik unberechtigt ist. Riot ist genau einer der Fälle bei denen die Arbeitsbedingungen Katastrophal waren oder noch sind. Auch wenn das für Männer genauso gegolten hat wie für Frauen. Naja um genau zu sein hat die ganze Spieleherstellerbranche dieses Problem. Ich finde den Beitrag den „Patriot Act“ über die Spieleindustrie gemacht hat sehr Aufschlussreich. Kann ihn nur Empfehlen.

    • Cooles Video, kannte ich noch gar nicht. Aber so ist das leider. Es gibt verdammt viele Leute, die Bock haben Spiele zu entwickeln. Deshalb können die Studios sich solch ein Verhalten gegenüber ihren Entwicklern erlauben. Die machen das mit, weil es ihr Traum ist. Und wenn sie es nicht mitmachen, werden sie in Null Komma Nichts ausgetauscht. Schließlich warten mehr als genug junge Leute auf eine Chance, ihren „Traum“ zu leben. Nur um dann selbst mit der Realität konfrontiert zu werden und aus der Illusion aufzuwachen. Die Gamingindustrie ist denke ich echt hart

  2. Also auch wenns Riot gut geht werden die nicht zum Spass 10 Mio locker machen. Da wird also schon etwas dran sein. Man muss bedenken, das ist ne große Firma mit über 1000 Mitarbeitern. Da ist es nich unwahrscheinlich dass irgendwo im mittleren Management ein großes Arschloch sitzt.

    • Oder es kommt sie einfach billiger als eine Kanzlei mit sowas zu beauftragen, weil danach endgültig Ruhe im Karton ist und keine weiteren speziellen Anwaltskosten auf einen zu kommen.

    • „Also auch wenns Riot gut geht werden die nicht zum Spass 10 Mio locker machen. Da wird also schon etwas dran sein.“

      Oft wird sich auch nur außergerichtlich geeinigt, weil man die öffentliche Diskussion loswerden will. Unabhängig davon, ob da was dran ist oder nicht, sind solche Themen für Firmen schädigend.

      Es ist deshalb auch schade, dass das nicht ordentlich vor Gericht behandelt wurde. Denn jetzt wurde nicht wirklich untersucht, ob bzw. was da bei Riot los war und es bleibt raum für allerlei Spekulationen in alle Richtungen

    • Es scheint ja wirklich etwas dran gewesen zu sein. Kotaku (halte man von denen was man will) hat ja viel mit Mitarbeitern gesprochen, und hat wohl auch in letzter Zeit noch Kontakt, und auch da wurde bestätigt, das sich seit den ersten Artikeln die veröffentlicht wurden sehr viel getan hat, was das Arbeitsklima verbessert hat.

      Leider muss man aber ja auch feststellen, das viele Studios ihre Mitarbeiter auch geschlechtsunabhängig wie Dreck behandeln …

  3. Und gleichzeitig sieht man immer wieder Stellenangebote, für die nur Frauen gesucht werden (normale Jobs). Oder Workshops und Trainings, an denen nur Frauen teilnehmen dürfen. Wo ich mich als Mann immer wieder diskriminiert fühle. Immer schön zu sehen wie es „Gleichberechtigung“ wohl nur in eine Richtung gibt

    Wie das bei Riot aussieht weiß ich natürlich nicht, kann mir aber gut vorstellen, dass da künstlich insziniert öffentlicher Druck erzeugt wurde um Geld zu machen oder sich zu rächen (EX-Mitarbeiterinnen). Wär ja auch nicht das erste mal, dass sowas versucht wird

    • Naja, solche Seminare sind dafür meist auch entsprechend bescheuert. Bin immer Dankbar wenn ich sowas auslassen kann. Hab bisher auch noch nichts positives über solche Workshops gehört. Dazu ist es aus betriebswirtschaftlicher Sicht auch ein kompletter Schmarn nach Geschlecht und nicht nach Wirkungspotential zu schulen.

    • Vor einigen Jahren als ich noch arbeitslos war hatte ich mich auf eine Stelle beworben und wurde ganz konkret mit der Begründung abgelehnt man würde nur Frauen suchen.
      Mein Betreuer vom Amt meinte damals er würde dass als Vermerk zu dem Betrieb ins System aufnehmen, aber effektiv könnte ich als Privatperson da nichts gegen machen.

      Gleichberechtigung ist eine gute Sache, wenn sie ehrlich gemeint ist.
      Aber für viele ist das Wort „Gleichberechtigung“ nur das Sprungbrett für den eigenen Vorteil.

    • Mal abgesehen von Jobs, für die nur Frauen in Frage kommen – zB Schauspielerinnen – habe ich noch nie ein Stellenangebot für eine „neutrale“ Stelle gesehen, für die nur Frauen gesucht wurden.

  4. Ist ja nicht so, dass es nicht dutzende und aberdutzende Belege und Statistiken dafür gibt, dass Frauen weniger Geld für die selbe Arbeit verdienen. Egal ob in den USA oder hier bei uns.
    Aber klar völlig abwegig dass „Wir reden hier von 1000 Mitarbeiterinnen, die alle schlecht behandelt wurden?“ absolut wahrscheinlich ist…
    Und nur weil es in 100 anderen Konzernen ganz genauso ist, macht es das nicht besser.
    Könnte mich gerade wieder aufregen…
    Finde die 10 Mio da auch gar nicht übertrieben. Absolut angemessen.
    Im Gegenteil: Finde es wird endlich Zeit dass sich da bei uns mehr tut!

    • Naja, bereinigt 3,1% – 6,6% würde ich jetzt nicht als statistisch signifikant deklarieren, vor allem wenn man die Verteilung der für Gehalt nachgewiesenen Einflussfaktoren in der Bevölkerung anschaut…

      • Also ich würde ja nicht freiwillig auf 3-6& meines Gehaltes freiwillig verzichten wollen.
        Und das mit dem „bereinigt“ ist auch so eine Sache.

        • Kniffhanger, ich gebe dir absolut recht. Dieses „bereinigt“ ist so eine Sache, denn die 3,8%(6% ist nämlich nur eine weitere vorstufe) ist noch nicht mal Arbeitszeit bereinigt. Wenn man da die 1,4 h/W mitrechnet (was 3,5% der Arbeitszeit entspricht), kommt man schon eigentlich auf 0 oder sehr nahe dran. Die restlichen 0,3% sind mit aggressiveren Vertragsverhandlungen und Gehaltsforderungen verbunden. Die bereinigte Pay Gap liegt also in Deutschland bei 0,3% und der Rest ist vernachlässigbar und erklärbar durch Charaktereigenschaften, die eher bei Männern auftreten. Können wir also endlich weg von der Verschwörungstheorie, dass die Gesellschaft Frauen schlechter bezahlt weil sie Frauen sind sondern sie einfach nicht das leisten was Männer leisten?

        • Das zu den USA redet auch wieder nur vom Durchschnitt, auch wenn es unter anderem um „leitende Positionen“ geht.
          Es gibt aber sehr viele „leitende Positionen“ und große Gehaltsunterschiede dazwischen. Sowohl Filialleiter, als auch Vorstandschef, sind leitende Positionen und trotzdem verdient der Vorstandschef deutlich mehr als der Filialleiter. Dazu kommen noch Unterschiede in Branchen usw..

          Zeig mir etwas aller: „Firmen stellen zur selben Zeit mehrere Angestellte für die genau selbe Tätigkeit, mit den gleichen Arbeitszeiten, ein und Männer haben trotzdem mehr Gehalt.“

          Frauen verdienen im durchschnitt weniger als Männer weil:
          – sie in schlechter bezahlten Berufen arbeiten
          – sie seltener um Gehaltserhöhungen fragen als Männer
          – sie öfter halbtags arbeiten als Männer

          Ich hab sogar eine Studie gesehen, nach der junge Frauen im durchschnitt mehr bekommen als junge Männer (unter 30 war das glaub ich). Vielleicht such ich sie dir morgen raus, ich hab dazu heute keinen Nerv mehr.

        • Das Problem bei fast allen dieser Studien ist, dass sie nicht Männer und Frauen auf Basis des gleichen Jobs vergleichen, sondern einfach pauschal Männer und Frauen. Denn das Problem ist weniger, dass Frauen weniger verdienen, sondern, dass sie viel öfter in schlecht bezahlten Jobs arbeiten.

          Friseuse, Putzkräfte, Kassierer usw. verdienen natürlich unterdurchschnittlich. Wenn jetzt jemand in solchen Bereichen arbeitet, verdient er natürlich auch unterdurchschnittlich. Und wenn Frauen dort öfter anzutreffen sind als Männer, wirkt sich das auf die ganze Statistik aus und es heißt Frauen würden weniger verdienen. Das hat dann aber nichts mit dem Geschlecht zu tun, sondern dem Beruf. Das wird sehr oft bewusst fehlinterpretiert um die Sexismuskeule besser schwingen zu können

    • Pauschalierung blind nur nach Geschlecht ist keine Lösung. Dazu sind die Gruppen in sich zu inhomogen. Das führt zu mehr Ungerechtigkeiten als es abbaut.

    • „Weniger verdienen“ und „Frauenfeindliches Arbeitsklima“ sind definitiv nicht dasselbe. Wenn es nach mir ginge, können Frauen gerne dasselbe verdienen wie Männer, da bin ich total bei Dir. Mich nervt nur die gefühlt ständige Opferrolle – auch hier in diesem Fall liegen „weniger verdienen“ und „schlechtere Aufstiegschancen“ gefühlt im gleichen Kontext wie „sexuelle Übergriffe“.

  5. Ist doch das gleiche wie bei dem Google Mitarbeiter vor ein, zwei Jahren.
    Hat sich das Memo eigentlich irgendeiner mal durchgelesen?
    Ist das wirklich so frauenfeindlich wie man schreit?

  6. Naja mir kommt es so vor wie in der aktuellen Klimadiskussion.
    Jahrzehntelang wird gar nichts getan und der Kopf in den Sand gesteckt und jetzt wollten wir alles auf einmal und 200% drüber.
    In Sachen metoo sind wir zum Teil schon bei reinem Männerhass und beim Klima könnte man meinen, alles abreißen und ab in Wald, wäre der maximale Erfolg für so manchen Greta-Jünger.

    • Je länger Du ein Problem vor dir herschiebst, desto größer wird es. Wenn du dich dann schlussendlich entschließt, etwas dagegen zu tun, musst du logischerweise auch einen größeren Aufwand betreiben, als wenn du zB vor 20 Jahren angefangen hättest.

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