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Nach Ansicht von Englands Fußball-Nationaltrainer Gareth Southgate haben Kriegserinnerungen beim Sieg im Achtelfinale der EM 2021 gegen Deutschland im Wembley-Stadion eine Rolle gespielt. „Es haben auch Leute versucht, bei uns einzufallen, und wir hatten den Mut uns dagegen zu wehren. Man kann nicht verhehlen, dass die Energie im Stadion gegen Deutschland teilweise daher kam“, sagte der 50-Jährige im EM-Basislager der „Three Lions“ in Burton upon Trent britischen Journalisten. (Via)

Hat der Kerl eigentlich noch alle Latten am Zaun? Solche Vergleiche müsste mal ein deutscher Trainer bringen, dann wäre er innerhalb von Stunden (völlig zu recht) seinen Job los. Was stimmt nur nicht mit „den Engländern“ im Bezug auf ihren Deutschland-Komplex? Isses wirklich der Frust, der sich nach über fünfzig Jahren Fußball-Niederlagen gegen Deutschland (meist im Elfmeterschießen) angestaut hat? Oder hat man wirklich den zweiten Weltkrieg und den Hass auf das Nazi-Regime nach fast achtzig Jahren immer noch nicht überwunden? Ich checke es einfach nicht, schließlich hat England zusammen mit den Alliierten doch den zweiten Weltkrieg gewonnen?

Ich finde jedenfalls die Aussagen von Gareth Southgate extrem gefährlich und im Hinblick auf die deutsch/englischen Freundschaft alles andere als förderlich. Als Nationaltrainer hat er nun mal eine Vorbildfunktion inne: Was nimmt ein zehnjähriger englischer Fußball-Fan mit, wenn er solche Aussagen hört? Die Deutschen sind die Bösen. Punkt!

Ich drücke jedenfalls morgen unseren italienischen Freunden alle Daumen, die ich habe. Neben mpox habe ich eh viele Deutsch-Italiener in meinem Bekannten- und Freundeskreis. Außerdem hat Italien die bessere EM gespielt und wäre ein verdienter Europameister. Holt Euch das Ding!


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25 KOMMENTARE

  1. Irgendwie hatte ich eigentlich vor, den Engländern die Daumen zu drücken. Einfach weil diese Fussballnation endlich mal wieder einen Titel verdient hat. Allerdings fällt mir das bei solchem Verhalten echt schwer. Fair Play sieht anders aus.
    Auch das Verhalten der Fans und die Pfiffe während der Nationalhymne der Gegner ist unter aller Sau. Schade!

  2. Aus historischer Sicht stellte der zweite Weltkrieg für die Briten eine historische Zäsur dar.
    Das große Problem ist, dass die Britten den Krieg, provokant formuliert, nicht gewonnen haben.

    Naja gut sie haben auch nicht verloren aber geopolitisch stand das Land nach dem Krieg weit schlechter dar als vorher.
    Ein Schicksal dass sie mit Franzosen teilen, deren neue globale Ambitionen wiederum spätestens in Indochina von ein paar unbeugsamen Reisbauern begraben wurden.

    Die wirklichen Profiteure waren die USA und die Sowjetunion, welche als einzige Supermächte die Welt Idiologisch und Wirtschaftlich dominierten. Das Britische Empire in Auflösungserscheinungen, auf der internationalen Bühne maximal ein Sidekick der USA und vor allem wirtschaftlich schon nach kurzer Zeit, überholt vom in Grund und Boden gebombten Deutschland.

    In GB wurde teilweise die Rationierung von Lebensmitteln bis 1954 (!!!) aufrecht erhalten. Die staatlichen Finanzen waren katastrophal und man war in vielen Bereichen, auch finanziell massiv von US Hilfen abhängig.

    Dazu dann eben der deutsche Feind, der 10 Jahre nach dem Krieg ein historisches Wirtschaftswunder erlebte. Man darf nicht vergessen. Deutschland lag 1945 in Schutt und Asche, das Land musste ebenfalls enorme Gebietsverluste hinnehmen, 12 Millionen Vertriebene aus den östlichen Teilen Deutschlands, die von der Sowjetunion und Polen annektiert wurden. Das Restland in Besatzungszonen und später sogar in 2 eigenständige Saaten zerschlagen.
    Und eben dieses Deutschland steht 10 Jahre nach dem Krieg in vielen Punkten schon wieder besser dar als der „Gewinner“ des Krieges. Dazu die Schmach das man sich von Amis und Russen mehr oder weniger hat retten lassen müssen. Gerade die Japaner haben den Britten schmerzlich beigebracht, dass sie quasi keine Möglichkeit mehr hatten ihr Empire irgendwie zu verteidigen.

    Seitdem trauert man einstiger Größe hinterher.

  3. Hab leider auch so meine Erfahrungen als Tourist in England gemacht, wenn rauskommt, dass man deutsch ist. Ich mag das Land wirklich wegen Natur und Geschichte, aber menschlich sehr eigen.

      • London ist aber auch Melting Pot! Das drumherum, die ländlicheren Regionen sind da schon etwas anders, meiner Erfahrung nach.

      • London? London ist doch ein absoluter Schmelztigel. Repräsentativ ist das nicht. Geh mal für einen Monat nach Sheffield, Nottingham, Birmingham, Leeds, Bradford oder Huddersfield. Setz dich in den Pub und erzähl dort wo du herkommst. Meld dich wieder und erzähl uns wie lange es gedauert hat bis sie dich nicht mehr Nazi-Pig rufen.

        • Leider kann ich das hier wirklich bestätigen. Männer und Frauen, die im Pub vor mir mit „Zweifinger Bart“ zur Hitlerimmitation und Stechschritt den Tresen entlang stolziert sind, mich immer wieder gefragt haben, ob ich Familienmitglieder mit Naziwurzeln habe etc.

          Und das war leider zwar der Höhepunkt, aber nicht die einzige derartige Erfahrung.

  4. Naja er hat ja auch vor der EM einen sehr mit Kriegsrethorik beladenen offenen Brief an die Nation geschrieben, in der er genau diese Gefühle angestachelt hat. Charakterlich ist Southgate für mich ganz weit untern angesiedelt – auch, dass er nach dem Spiel nicht das Buhen bei der deutschen Hymne verurteilt hat (an kann ja zu Patriotismus und der Hyme stehen wie man will, aber eine solche Respektlosigkeit verbietet sich einfach bei einem sportlichen Wettbewerb) spricht für mich eine ganz klare Sprache.

    Mir tut es ein bisschen um die englischen Spieler leid, die ich durchaus sympathisch finde, aber ich drücke beide Daumen den Italienern.

  5. Solange Deutschland mit dem Thema nicht selbst abgeschlossen hat und die NS-Zeit verarbeitet hat, wird es Personen, Gruppen und Länder geben die die WW2 Keule schwingen. Solange es auch heute noch Anhänger dieser Zeit gibt, wird die Wunde wohl nie verschlossen werden.

    • Es wird immer Anhänger radikaler Doktinen geben.
      Siehe nach Amerika, wo der Klan so stark ist wie schon immer. Oder die sogar ne eigene Nazi-Partei haben.
      Bei uns sind wenigstens die Symbole verboten.

  6. Der Stachel bei den muss noch soooo tief stecken. Schon irgendwie krass.

    Einfach lachhaft das diese EM für sie quasi eine Heim EM ist, so schlechte Gastgeber-Fans hab ich noch nie gesehen.

  7. Als eigentlich nicht Fussballfan drücke ich den Engländern die Daumen. Ich finde offensiv haben sie den scöhneren Fussball gespielt, Sterling ist einfach ein traum anzusehen am Ball und irgendwie wirds ja auch mal Zeit das die Engländer was gewinnen 😀

  8. Ich finds zu gut, wenn jemand darüber spricht, wie es im zweiten Weltkrieg war, wenn derjenige danach geboren wurden.
    Genau mein Humor.

  9. Der Zweite Weltkrieg war halt Englands letzte Glanzstunde, ihre letzte „finest hour“, um Churchill zu zitieren. Was hat das Land seitdem denn noch hingekriegt? Empire futsch, die Illusion eines Wettkampfes mit den USA futsch, die Royal Navy futsch. England hat seitdem drei Kabeljaukriege gegen Island verloren….GEGEN ISLAND. Ja, dazwischen hat man ein halbtotes Argentinien im Falklandkrieg geschlagen, aber außer einem brillianten Sabaton-Song hat das doch auch nix gebracht.
    Während es für Deutschland eigentlich immer nur bergauf ging, ging es für England gefühlt immer nur noch abwärts. Jetzt ist man nicht mehr in der EU und irgendwie ist immer noch alles Scheiße. Und sportlich…was reißt England denn so? Im Fußball nix, im Basket- und Handball nix. Mal ein paar Einzelsportler, aber sonst? Selbst im verkackten Tennis huldigt man in Wimbledon eher Federer und der letzte britische Sieger war dann mit Murray auch noch ein Schotte, wenn mich nicht alles täuscht.

    Ganz ehrlich: Dieses Land hat einfach nix mehr und brabbelt deswegen wie der alte Opa mit Demenz von der glorreichen Zeit, als „britannia rules the waves“ noch mehr war als ein Werbespruch.

    • naja sie haben hamilton, aber den mögen wohl viele selber nicht, zudem in einem Auto mit nem stern
      aber nächste Woche ist rennen in silverstone

    • Traurig aber wahr.
      Zumal sich viele Briten für ihr eigenes Land schämen.

      Ich persönlich habe immer noch Mitleid mit Theresa May, die die dümmste Entscheidung, die je ein Politiker getroffen hat (Initiierung Brexit durch David Cameron), ausbaden durfte, weil der Entscheider anschließend gesagt hat: „Jo, war dumm. Hab nicht damit gerechnet, dass mein Volk noch dümmer ist als ich. Viel Spaß mit dem Schlamassel, Theresa, I‘m out.“

      Naja…. Fußballerisch finde ich die Three Lions absolut beeindruckend. Die Kriegsrhetorik kann ich durchaus nachvollziehen. Es sind nicht alle Nationen so unendlich pazifistisch wie Deutschland und selbst für uns ist der zweite Weltkrieg ein Dauerthema. Von daher…
      Ich glaube nicht mal, dass das nur ein Spruch war. Der Trainer meinte das aus voller Überzeugung ernst und ich glaube, dass die Mannschaft das durchaus gespürt hat und ebenso fühlte.

  10. Die Engländer haben echt so manche Komplexe. Kommen nicht darüber hinweg kein Imperium/Weltmacht mehr zu sein wie noch zu Kolonialzeiten. Sind verbittert, dass obwohl sie zu den Siegermächten gehörten das große Wirtschaftswunder bei ihnen nach dem Krieg ausblieb. Haben sich „Made in Germany“ ausgedacht um vor schlechten deutschen Produkten zu warnen, wurde dann stattdessen zum Qualitätssiegel. Jetzt muss halt immer wenn der Minderwertigkeitskomplex zu kräftig drückt erinnert werden, dass man ja quasi die Menschheit gerettet hat 😉

  11. Nach 2006 war für mich Italien der Erzfeind im Fußball es tat einfach zu sehr weh, aber nach der EM und wie sich England gezeigt hatt:buhh rufe bei den Hymnen, Laserpointer, das kleine Mädchen, solche Aussagen… ich will es nicht laut sagen aber ja ich gönne es auch Italien.

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