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In 2022 hat die Bundesregierung ein Sondervermögen mit einem Gesamtvolumen von 100 Milliarden Euro genehmigt, um die deutsche Bundeswehr aufzuwerten und Schwächen auszubessern. Das Ganze war eine Reaktion auf die gestiegenen Agressionen von Russland und die Angst um einen möglichen Einsatz der deutschen Truppen. In dieser Woche hat die Wehrbeauftragte Eva Högl nun einen Bericht dafür veröffentlicht, wie sich die Bundeswehr in 2023 gemacht hat und was für Probleme ist noch immer gibt.

Der 171 Seiten lange Wehrbericht 2023 stuft die Bundeswehr noch immer als einen Sanierungsfall ein. Die drei größten Baustellen sind das Personal, das Material und die Infrastruktur. Während die Gebäude der Armee so langsam zerfallen, so fehlt es der Bundeswehr trotz der gestiegenen Ausnahmen aber weiterhin „enorm“ an Personal und notwendigen Ausrüstungsteilen. Das Ganze wird noch dadurch verschlimmert, dass viele Materialien in die Ukraine unterwegs sind. Der größte Pluspunkt aus dem Bericht ist wohl die persönliche Ausrüstung der einzelnen Soldaten, die zwar umfassend vorhanden ist, aber aufgrund von fehlenden Spinden nur schwer gelagert werden kann.

Die drei Dauerbrenner sind wenig überraschend Personal, Material und Infrastruktur. Die Truppe altert und schrumpft immer weiter. Etliche Verbände haben große Personalvakanzen. Es mangelt an Material vom Großgerät bis hin zu Ersatzteilen (via)

Aufgrund dieser Mängel und des enttäuschenden Berichts forderte der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbands André Wüstner heute umfangreiche Investitionen in die Bundeswehr:

„Wir haben in allen Teilstreitkräften massive Probleme gemessen am Auftrag, an der Lage. Keine einzige Heeresbrigade sei einsatzbereit. Jetzt zu investieren, ist elementar.“ (via)

Mit Blick auf die aktuelle Weltlage wäre es vermutlich keine schlechte Idee, diesem Wunsch auch wirklich nachzukommen. Vor einigen Jahren hätte ich zwar noch eine andere Meinung gehabt, aber mittlerweile hat sich gezeigt, dass man die eigene Armee zumindest einsatzbereit halten sollte. Diese Meinung scheint von vielen deutschen Bürgern geteilt zu werden. Hoffentlich müssen wir nicht bald bereuen, dass in diesem Bereich so lange gekürzt und gespart wurde.


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2 KOMMENTARE

  1. War zwölf Jahre in dem Verein als Feldwebel, wem das nichts sagt, ist im normalen Beruf so auf Ebene Team-/Gruppenleiter angesiedelt. Bin jetzt seit fast zwei Jahren raus und arbeite zivil im Home Office.
    Mich würden keine zehn Pferde mehr da hin kriegen. Die Bezahlung war schon sehr gut, muss man sagen. Aaaaaaaaaaber…
    Es gibt ’ne Menge Schwachsinnstätigkeiten, die man ausüben kann / muss. Meine Haupttätigkeit war leider so eine. Bürokratie ist überbordernd. Alle paar Jahre kriegt man neue, junge Vorgesetzte, die dann das eigentlich sehr gut laufende Rad neu erfinden wollen. Beurteilungssystem direkt aus der Hölle. Und ja, manchmal, gerade zu den Ferienzeiten oder kurz davor, ist auch einfach mal nichts los. Also echt gar nichts. Weil irgendwelche Entscheidungsträger oder Leute, auf die man angewiesen ist, im Urlaub sind. Und man muss trotzdem 9 Stunden täglich da sein und sich irgendwie die Zeit bis Feierabend vertreiben.

    Ich habe sehr viele interessante und vor allem fähige Menschen kennengelernt – allerdings muss man sich auch, und ich schäme mich nicht es so auszudrücken, um den Abschaum Deutschlands kümmern. Leute ohne Schulabschluss, die zu blöd zum geradeaus Laufen sind oder unmotivierte Faulpelze, denen man auch nicht beikommen kann, da sie sich bei jeder unbequemen Tätigkeit die angesetzt ist, einfach zum Arzt verpissen können.
    Ohne Mist, ich habe gar nicht geglaubt, was für persönliche Probleme sich Leute selbst verschaffen können aus eigener Dummheit. Das geht von Spiel- und Kaufschulden bei Kredithaiten los, über Alkohol- und Drogensucht weiter und hat selbst im nachgewiesenen (und mittlerweile verurteilten) Diebstahl von Munition und anderen gefährlichen Mitteln (um damit mal vor den Kumpels anzugeben) noch kein Ende gefunden. Ich könnt echt Geschichten erzählen über manche Typen…

    Dann stell dem, was ich gerade erzählt hab, mal einen Home-Office-Job mit 35 Stunden bei ähnlichem Gehalt (Tendenz steigend) entgegen. Niemals würde ich dahin zurückgehen.

    • Das passt sehr gut zu meinen Erfahrungen als Dienstleister, der lange regelmäßig für die Bundeswehr gearbeitet hat.
      Wir haben teilweise TAGE in Kasernen verbracht ohne zu arbeiten. Bei voller Bezahlung. Und nicht aus Mangel an Arbeitswillen. Völlig Banane. Und wir sind da kein Einzelfall, Kollegen aus unserm Feld erzählen ähnliche bis gleiche Stories.

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