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Wer schon mal in den USA war, wird den Unterschied kennen: Da die Mitarbeiter in Restaurants sich größtenteils über das Trinkgeld finanzieren, sind sie so unfassbar freundlich, dass man als Deutscher nen Kulturschock bekommt. Und das nicht nur in Restaurants sondern auch in anderen Läden: Sei es Nerd-Shop oder Supermarkt.

Als Deutscher ist man mehr oder weniger darauf konditioniert, dass man in Service-Bereich wie ein „Stück Scheiße“ behandelt wird. Wir alle kennen das: Schlechtgelaunte Mitarbeiter, die ihren Job eigentlich hassen oder das zumindest ausstrahlen. Während wir Deutschen das mehr oder weniger gewohnt sind und es deshalb hinnehmen, würde ein solcher Mitarbeiter in den USA schlicht und einfach weniger Geld verdienen, weil er wesentlich weniger Trinkgeld bekommen würde…

Ich selbst habe beim Edeka um die Ecke eine Fleischtheke mit unfassbar unfreundlichen Mitarbeitern. Leider arbeitet da eine Service-Kraft, die ein großes Unbehagen bei mir auslöst: Er strahlt eine unfassbar schlechte Laune aus. Man hat richtig Schiss, mehr als 2-3 Sachen zu bestellen, weil der von Wurst zu Wurst unfreundlicher wird. Das geht soweit, dass er sogar genervt (laut) ausatmet, wenn man es wagt, auch noch die vierte Sorte Wurst oder Fleisch zu bestellen. Ich habe sowas in dieser Form noch nicht erlebt, nehme es aber (aus mir unerklärlichen Gründen) immer wieder hin. Ich habe mich noch nie bei einem Supermarkt über irgendeine Person beschwert… wirklich noch nie. Aber hier denke ich ernsthaft darüber nach. Anderen Kunden haben im Small Talk mit mir ein ähnliches Unbehagen gegenüber dem Mitarbeiter geäußert.

Wie dem auch sei: Dies ist vielleicht ein extremer Fall, aber man ist es in Deutschland gewohnt, (sprechen wir’s mal aus) von „Arschlöchern“ bedient zu werden. Und wir nehmen es hin, weil wir es nicht anders kennen. Lustigerweise war ich heute wieder an der Fleischtheke (Hackfleisch für die Bolognese). Scheinbar gibt es dort einen neuen Mitarbeiter (und ich bete, dass er den „Fleischtheken-Hitler“ ersetzt und dieser gefeuert wurde). Es handelt sich dabei um einen Deutsch-Inder, der zu mir heute so unfassbar freundlich war, dass ich ebenfalls einen kleinen Kulturschock erlebt habe. Das Einkaufen war so viel entspannter und ich musste seit langer Zeit mal nicht zerdenken, wo und bei wem ich mich beschweren muss/möchte. Es macht einfach was mit einem, wenn man nette Leute um sich herum hat – sogar beim Einkaufen.

Meine Frage(n) an Euch: Übertreibe ich und sollte in Zukunft einfach drüber stehen? Soll ich den „Fleischtheken-Hitler“ ignorieren und so viel bestellen, wie ich will? Soll ich mich vielleicht doch beschweren? Hasst Ihr es auch, von unfreundlichen Mitarbeitern bedient zu werden?


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27 KOMMENTARE

  1. Werktags gehe ich nach der Arbeit zum Penny um eine Kleinigkeit zu kaufen, Samstags mache ich meinen Wocheneinkauf im Kaufland und ich habe noch nie unfreundliches Personal an der Kasse erlebt, evtl. neutrales Personal aber unfreundlich noch nie. Von der Fleischtheke kann ich keine Erfahrungen einbringen, da ich kein Fleisch esse.

  2. Ganz ehrlich, wenn die Leute ihre Aufgabe halbwegs effizient und kompetent erledigen, ist mir scheiß egal wie freundlich oder unfreundlich die sind. Ich steh ja nicht an der Wursttheke um mich zu unterhalten.

    In den USA – Vorallem in den Restaurants find ich es ehrlich gesagt zu viel. Ich will beim essen icht 5 mal gefragt werden, ob alles all right ist, ich kann selbst das Maul auf machen, wenn ich was vom Kellner brauche.

  3. Naja bei sowas bin ich relativ Stur.
    Ich bestell was ich brauche/haben will egal wie laut mich mein gegeüber anknurrt.
    Es ist sein/ihr Job deswegen fühl ich mich da auch nicht schlecht mein Ding durchzuziehen.
    Ich kann ja nichts dafür wenn ihm/ihr das alles auf den Keks geht.

  4. Ich könnte jetzt auch damit anfangen das Kunden Arschlöcher sind und das der Lebensmittel EZH hartes Pflaster ist.
    Aber das rechtfertigt nicht Chronische Unfreundlichkeit, ja kalr schlechten Tag kann jeder haben aber immer dann ist er am falschen Ort.

    Kenne die Gespräche noch aus meiner Zeit im EHZ sehr gut wenn man Aushilfen(meist Schülern oder Studenten)das Konzept Freundlichkeit auf der Verkaufsfläche erklärt hat.

  5. Hab ja selbst im Einzelhandel gearbeitet, passenderweise zum Pandemie“start (der Wechsel von „Wow, ihr Helden, so toll das Sie da sind!“ zu „Du blöder Ficker, wo versteckst du den Reiniger aus dem Angebot?!“ war schon beeindruckend), von daher habe ich grundsätzlich immer viel Verständnis, dass einem Supermarkt-Mitarbeiter nicht den Arsch hinterhertragen.
    Meistens rege ich mich eher über Kunden auf, selbst über Kleinigkeiten. Ich verstehe z.B. Leute nicht, die an der Käsetheke drankommen und einfach instant ihre Bestellung rauspfeffern. War für „Hallo“ nicht genug Luft in der Lunge oder wie? Genauso verstehe ich nicht, warum Leute nicht mal ein bisschen „mitarbeiten“ können. Ich kaufe mir regelmäßig ein Sixpack Zitronenlimonade. Nach dem dritten Mal hab ich angefangen, mir die PLU zu merken, damit ich das ganze Prozedere an der Kasse abkürzen kann…ist das echt so schwer?

    That being said – unfreundliche Verkäufer gehen ebenso wenig. Wie gesagt, niemand muss mir den Arsch vergolden, aber ich würde schon gerne mit dem gleichen Grundrespekt behandelt werden, den ich auch gebe. Ich hab aber das Gefühl, dass das immer sehr von Laden zu Laden variiert. In den meisten Nettos z.B. sind die Verkäufer immer so’n bisschen schlecht drauf, aber die arbeiten auch in Aszkaban, da ist das verständlich. In „meinem“ Stamm-Rewe hingegen gibt es sowas eigentlich nicht, da herrscht allerdings wohl auch intern eine recht gute Stimmung. Im Aldi daneben ist es schon wieder anders, da hast du immer mal wieder Verkäufer, wo du dir dreimal überlegst ob du da jetzt an die Kasse willst…aber ist ja Aldi, da ist eh nie mehr als eine Kasse auf.

    Was vielleicht dann manchmal auch einfach das Geheimnis ist: Im Rewe sind immer 2-3 Kassen auf (wenn es sich irgendwie lohnt), das hält die Wartezeiten kurz. Im Aldi muss die Schlange schon bis in die Mitte des Ladens reichen und selbst dann musst du betteln, ob nicht mal wer könnte. Wird wohl jeweils Policy der Betreiber sein, womit die Kassierer aber eben auch mit ganz unterschiedlich gelaunten Kunden zusammentreffen.
    Same beim Thema Fleischtheke: Ich war vor einiger Zeit in einem Laden (glaub auch ein Rewe), da war für Fleisch-, Wurst- und Käsetheke exakt eine Verkäuferin da, die die ganze Zeit diese lange Reihe abgelaufen ist. Und no offense, aber der Frau konntest du beim Laufen die Schuhe besohlen. Aber wenn du den ganzen Tag (vllt.) alleine da rumgurkst, denkst du dir wohl irgendwann mal „ich sprint doch jetzt nicht für jede Scheibe Käse“.

  6. Den grobian einfach Mal drauf ansprechen. Wenn er wieder sichtlich genervt ausatmet fragen ob die Bestellung diesen Unmut wirklich wert ist. Meist sind sich die Leute ihres Verhaltens nicht bewusst und ich finde es immerwieder witzig sie darauf aufmerksam zu machen. Hatte schon alles dabei von Entschuldigen und seitdem top Verhältniss bis zu meinem Bäcker der mich nur noch von seiner Kollegin bedienen lässt. Was hast du zu verlieren? Maximal sagt er kümmere dich um deinen eigenen Scheiss und das am besten höchst unfreundlich. Dann kannst mit ruhigem gewissen zur Filialleitung gehen. wir sind doch alles Menschen. Wieso ist es oft so undenkbar ein Problem einfach offen zu kommunizieren?
    Das man sich mit sowas Schwerer tut wenn man Depressionen hat, gepaart mit etwas Sozialphobie und/oder Minderwertigkeitskomplexen ist mir aus eigener Erfahrung bewusst. Durchziehen hat aber wunder gewirkt

  7. Ich denke in den USA funktioniert der ganze Handel in dieser Form auch nur, weil dort die Arbeitskräfte einfach „billig“ sind und du von Heute auf Morgen quasi jeden rauswerfen kannst ohne Begründung.

    Komme gerade aus Florida zurück. War vor drei Tagen noch in der Cheesecake Factory essen und war wieder mal erstaunt wie viel Service Personal dort unterwegs war. Meine Cola war noch nicht mal ganz leer, da wurde die schon eingesammelt und aufgefüllt. Hier in Deutschland gibt es ja fast nirgends Free Refill, aber bei unserem Pizza Hut in Frankfurt seit kurzem, dort muss ich aber mit meinem Glas aktiv zur „Küche“ gehen und um den Refill bitten, damit ich noch was bekomme. Das ist einfach eine komplett andere Welt was den Service angeht.

    Ein Laden wie die Cheesecake Factory hätte hier in Deutschland maximal 1/3 des Personals, bei mehr wäre das überhaupt nicht mehr zu bezahlen für einen Betreiber und würde dann auch nicht mehr so funktionieren wie in den USA.

    Die ganzen Bestellterminals etc. gab es auch in Deutschland viel früher als in den USA. Vor einigen Jahren waren die hier schon standard, da habe ich z.B. in Florida fast nirgends solche Terminals gesehen.

    Die hohen Fixkosten für Personal, Transport, Energie und Mieten sind ja auch der Hauptgrund warum viele US Ketten den Deutschen Markt komplett meiden bzw. hier auch schon gescheitert sind.

    Als großer USA Fan finde ich das natürlich sehr schade. Ich würde es lieben hier wieder mal einen Walmart zu haben oder einen Starbucks / Dunkin Donuts an wirklich jeder zweiten Ecke zu haben. Popeyes, Wendys und Taco Bell wären auch Läden die ich hier absolut feiern würde.

    Taco Bell will ja nach Deutschland kommen, aber im Gespräch sind da ein paar Filialen in Berlin und das wars erstmal. Das wird halt wie bei Five Guys werden. 1-2 Filialen mitten in der City irgendwo, die dann vom Hype leben und keineswegs eine Landesweites Netz wie in den USA, wo ich solche Läden halt in quasi jedem Kuhkaff entlang einer Interstate habe.

    Auf der anderen Seite muss ich natürlich auch ehrlich sein und sagen, dass die Jobwelt in den USA der einzige Grund für mich ist, nicht dorthin auszuwandern. Für Arbeitnehmer ist das einfach ein hartes Leben dort und ich möchte wirklich absolut nicht dort Arbeiten müssen. Meine Frau ist Amerikanerin und wir könnten sofort dorthin, aber wir wollen beide auf keinen Fall dort in einer solchen Arbeitswelt arbeiten.

    Deshalb muss man sowas halt auch immer ganz realistisch betrachten.

  8. Ich wohne jetzt seit 2 Jahren in Polen und ich kann nur sagen… in Deutschland hast du es gut!

    Klar hatte ich auch in Deutschland mal jemanden der etwas unfreundlich war aber das ist kein Vergleich zu hier. In Polen hab ich meistens das Gefühl das ich als Kunde noch Dankbar sein soll das ich überhaupt in den Laden darf.

  9. Ganz ehrlich? Wenn ich in meinem Job so drauf wäre, würde ich auch über Kurz oder Lang ärger kriegen.
    Ich erwarte von Menschen einfach das gleiche Maß an Höflichkeit zurück, dass ich auch Ihnen entgegenbringe.
    Da ich höflich erzogen wurde, immer freundliche Grüße und mich Verabschiede, erwarte ich das halt auch zurück.
    Und das nicht, weil ein Kassierer mir gegenüber dazu verpflichtet ist, weil ich Kunde bin, sondern, weil hier zwei Menschen miteinander interagieren.

    Verstehe dich, Steve. Das Einzige, dass nicht zu Debatte stehen sollte, ist, ob man sich deswegen zurücknehmen sollte.
    Ich würde absichtlich mehr bestellen. Einfach als Statement, dass ich mir keine Vorschriften im Einkauf machen lasse. Ist zwar Kindergartenniveau, aber egal 😀

    • Nach dem 20. Mal „guten morgen! 24,98 Euro bitte? Paybackkarte dabei? Bar oder mit Karte? Vielen dank! Einen schönen Tag noch!“ – würde ich durchdrehen , daher Respekt an alle Kassierenden die das mehrere Stunden am Stück machen.

      Darum langt mir aber auch ein einfaches „hallo, [Preis vorlesen], tschüß“.

  10. Wenn jemand wirklich ständig und auf Dauer so unfreundlich ist, während die anderen Mitarbeiter freundlich sind, halte ich es schon für sinnvoll, die Marktleitung zu informieren. Wir hatten kürzlich etwas ähnliches bei uns in der Kanzlei und mussten wegen fehlender Freundlichkeit ein Mitarbeitergespräch führen. Entsprechendes Verhalten der Mitarbeiter ist schlicht geschäftsschädigend und wenn eine für den Kundenkontakt eingestellte Kraft nicht in der Lage ist, diesen auf einem angemessenen Niveau durchzuführen, muss man eben über eine anderweitige Verwendung nachdenken. Insofern halte ich es auch aus Arbeitgebersicht für sinnvoll, über entsprechende Entgleisungen informiert zu werden. Das gilt übrigens in beide Richtungen. Wir haben auch schon Mandanten rausgeschmissen, weil sie unfreundlich zu unseren Mitarbeiterinnen waren.

    Im Übrigen kann ich deinem ehemaligen Chef nur Recht geben: Ich arbeite zwar nicht im Einzelhandel, aber bin auch oft genervt, weil die Menschen absurde Ansprüche haben oder die einfachsten Dinge noch ein drittes Mal telefonisch erklärt haben wollen. Aber was kann denn der nächste Anrufer dafür, dass der vorherige ein Blödmann war? Außerdem verbaue ich mir durch schlechte Laune doch nur die Möglichkeit, ein vernünftiges Gespräch zu führen und so meine Laune wieder zu heben.

  11. Alleine das US – System als „gut“ zu titulieren lässt mich vor dir erschaudern.
    Das ist fast moderne Sklaventreiberei. Der Mitarbeiter MUSS sich so den Kunden anbiedern, damit er Trinkgeld bekommt, um teilweise überhaupt sich sein Essen und Miete leisten zu können, weil der Mindestlohn so niedrig ist, dass man den 2x braucht um zu überleben.
    Dieser Zustand darf nicht bei uns Einzug halten.

    b2t… Es gibt Leute, die sind Grantler und kein Sonnenschein. Wenn er aktiv unfreundlich ist, dann würd ich mich beschweren. Auch du solltest ja wissen, das es einem „innerlich“ vielleicht nicht gut gehen kann, aber man versucht den Status Quo aufrecht zu erhalten, mangels alternativen. Einige Menschen sind halt in Ihrer Situation festgefahren und können nicht aus. Wenn er nur „lustlos“ ist, dann bestell dein Zeug und ignorier ihn. Einfach zu Schaden sich echt wegen 5 Minuten in der Woche sich so den Kopf zu zerbrechen.

    • lol Sklaventreiberei. Es steht ihnen frei dort nicht zu arbeiten und damit ist das Argument auch erledigt. Freundlich sein gehört zum Job, wer das nicht kann, sollte den Job nicht haben, fertig aus.

  12. So ich habe jetzt einmal aus der Sicht des Mitarbeiters geschrieben und jetzt meine persönlichen Erfahrungen:

    In meinem Rewe wo ich jeden Tag einkaufen gehe sind die Mitarbeiter immer Freundlich und Nett, fühle mich da als Kunde gut aufgehoben. Gehe ich aber zb zu Kaufland oder Lidl sieht es da teils anders aus. Ich glaube das Unternehmen an sich und der einzelne Markt vor Ort sind entscheidende Faktoren wie Freundlich die Mitarbeiter sind (Internes Betriebsklima). Leider ist es ja heute so das es immer toxischer wird in den Betrieben und wenn ich dann von einer Freundin höre aus der Kita das sie jetzt in eine andere Gruppe wechselst weil das Betriebsklima dermaßen kacke ist sagt doch schon alles aus.

  13. Ein Freund von mir in Hamburg arbeitet über eine Zeitarbeitsfirma gelegentlich bei Edeka und was er berichtet zieht mir die Schuhe aus. Er arbeitet meist als Kassenkraft und wenn er um 16 Uhr Feierabend hat dann darf er nicht früher seine Ablösung rufen sondern wirklich erst um 16 Uhr die Kasse übergeben, muss danach seine Abrechnung machen und sich umziehen. Ergo er kommt frühstens 16:15 aus dem Laden raus was ich persönlich für eine Frechheit halte. Er hat mal wegen eines Arzt Termins bereits um 15:55 die Ablösung gerufen und als Strafe wurde ihm eine Halbe Stunde Arbeitszeit gestrichen.

  14. Bin im EH tätig und arbeite nach dem Prinzip: Bist du freundlich zu mir, bin ich auch freundlich zu dir. Es ist erschreckend wie viele Menschen kein Hallo, Bitte, Danke und Auf Wiedersehen kennen. Ich bin da auch eiskalt und sage dann auch übertrieben energisch Hallo, wenn ich nicht mit einer Begrüßung angesprochen wurde und mir „Batterien?“ an den Kopf geworfen wird. Und die Kunden haben sich in den letzten 10 Jahren extrem gewandelt, leider nicht zum positiven und das in vielen Punkten, nicht nur Freundlichkeit. Vielleicht auch ein Grund warum viele Mitarbeiter mehr oder weniger abstumpfen und nur noch nach Schema F arbeiten.

    Es gibt leider aber auch Zeiten, da ist man einfach auch schlecht drauf, oder es ist einfach stressig und es fällt einem wirklich schwer 8h lang zu 100% professionell freundlich zu sein. Erst recht wenn man neben der Beratung auch noch zig andere Sachen zu tun hat, und man auch noch mit absoluten Personalminimum + Krankheitsausfällen arbeiten muss. Gott sei dank hat sich der Stress bei uns, dank einer Umstellung bei der Warenverräumung, um einiges verringert und das merke ich persönlich extrem, so dass ich deutlich weniger genervt bin und bisher tatsächlich sogar ganz gut gelaunt auf der Verkaufsfläche arbeiten kann. Es hat Anfang des Jahres nicht viel gefehlt und ich hätte mich vom Arzt aus dem Verkehr ziehen lassen..

    TL:DR: Stress und Ärger im Unternehmen können eine riesen Einfluss auf die Laune und Motivation des Mitarbeiters nehmen und das merkt natürlich auch der Kunde. Soll und darf natürlich keine Ausrede sein, dennoch ist man als Mitarbeiter auch nur ein Mensch, und ein Mensch hat nunmal auch mal schlechte Tage. Wobei ich auch zugeben muss, dass es Kollegen gibt, die immer mies drauf sind 😀

  15. Ein großer Teil davon wird auch irgendwo mit dem Management des Marktes zusammenhängen. Ergo, gutes Arbeitsklima, besser Laune der Mitarbeiter. Ich kenne das Problem aus einem Marktkauf um die Ecke. Mitarbeiter absolute Arschlöcher. Etwas in der Art habe ich bis heute noch nicht erlebt, und da sind wirklich durch die Bank weg alle schlimm. Manche mehr, manche weniger, aber willkommen fühlst du dich da nicht. Mittlerweile fahre ich zehn Minuten weiter mit meinem Wagen zu einem Edeka, um dort einzukaufen. Dort das exakte Gegenteil. Selbst an einem schlechten Tag sind die Mitarbeiter maximal neutral. Aber oft hält man ein kurzes Gespräch an der Kasse, du kannst jederzeit jemanden Fragen ohne dabei gefressen zu werden und die Damen an der Käsetheke sind jedes Mal ein Highlight bei meinem Einkauf.

    Ja, einkaufende Menschen im Einzelhandel sind furchtbar. Das erlebe ich stellenweise ja schon als Kunde, da will ich kein Verkäufer sein müssen. Aber zumindest etwas professionelle Freundlichkeit sollte schon sein.

  16. Spannenderweise gabs in Deutschland bereits ein Konzept aus Amerika und ist gescheitert. Das Experiment war der Angriff von Walmart auf den deutschen Markt.

    Dort gab es an den Eingängen „Greeter“ die jeden Kunden freundlich begrüßen sollten. Dazu waren alle Kassierer angehalten die Kunden möglichst freundlich anzulächeln. Motiviert wurden die Mitarbeiter jeden Morgen mit dem Walmart Cheer (https://www.youtube.com/watch?v=mk7qF2eXkgQ).

    Bei den Kunden und Mitarbeiter kam das offenbar nicht so gut an wie in den USA. Diese übertriebene Freundlichkeit wurde teilweise als flirty oder übergriffig empfunden. Es gab Fälle von Mitarbeitern die merkwürdigerweise bei den Motivationsrunden immer aufs Klo mussten. Nach weiteren Fehlentscheidungen war das Thema Walmart dann 2006 in Deutschland vorbei.

    Meine Schlussfolgerung: In Deutschland legt man keinen großen Wert auf Kundenfreundlichkeit. Zumindest offenbar nicht im Einzelhandel. Bei mir auf der Arbeit wird darauf geachtet.

    Das soll das Verhalten des EDEKA-Mitarbeiters nicht rechtfertigen. Bei dem Umgang mit deinem Problem gibt es vermutlich kein richtig und kein falsch. Der Einzelhändler sollte schon anhand des Umsatzes ablesen können, dass da Differenzen zwischen Mitarbeiter A & B bestehen und bei der Ursachenforschung (z. B. Testkäufe) den Grund finden. Ich würde wohl einfach woanders einkaufen gehen.

    • Hey, ich hatte persönlich die Erfahrung machen können, dass ich zwei Walmarts in 10 min Fußweg erreichen konnte, als es die noch in Deutschland gab. Der Service war großartig und das Preis-Leistungsverhältnis auch. Die Auswahl war riesig, jedoch sehr ähnlich zu den großen Supermärkten die wir zu der Zeit auch gelegentlich hatten, wie in einem Real-Center.
      Die Gründe, weswegen es die nicht mehr bei uns lokal gibt, sind sehr vielfältig, wie z.B. Probleme mit der Parkfläche, sehr aggresive Preisattacken von den anderen Mitbewerbern, der Zeitgeist war ein anderer, kaum einer mit einem Smartphone etc. , deswegen kann ich deine Schlussfolgerung nicht stützen. Das Konzept gibt es heute immer noch, nur sind die Namen andere und am Ende waren die Mitarbeiter sehr traurig.
      Meine Vermutung warum wir in Deutschland immer noch in einer Servicewüste leben ist ein anderer, wir sind kulturell einfach so 🙂 obwohl es in den letzten Jahren schon deutlich besser geworden ist. Ich persönlich reagiere eher ungewöhnlich, als der typische Deutsche darauf, wenn ich den Eindruck habe, dass was nicht stimmt, dann spreche ich das sofort an, bleibe höflich und beleidige nicht, aber hartnäckig, und desto länger das Gespräch geht, desto mehr weiß ich dann was los ist und fühle mich besser, statt den Ärger mitzuschleppen, es gab auch schon den ein oder anderen Fall, dass wenn irgendwas verücktes passiert und eine Linie überschritten wird, ich eine riesen Szene mache, sodass jeder Kunde gerne Teil davon sein kann. ich bin sehr respektvoll jedem gegenüber und wenn ich zufrieden bin, dann wissen die Mitarbeiter das auch 🙂 Du kannst den Fleischheini ja mal Fragen, ob die Würste aus Kunden gemacht sind, die mehr als 4 verschiedene Produkte kaufen 🙂 und wenn er dann antwortet ihn fragen wie viele Würste du kaufen müsstest, dass eine eine Wurst aus dir macht 🙂 und ihm erklären, dass du dich sehr unwohl in seiner Gegenwart fühlst und woran das seiner Meinung nach liegen könnte. Finde jeder sollte immer eine echte Chance haben, komplett sich zu erklären.

      • Soweit ich mich erinnere, waren das die beiden großen Probleme die Walmart hatte:
        1)Sie konnten die Mitarbeiter hier nicht so ausnutzen wie in den USA, wo du zu der Zeit praktisch gefeuert wurdest, sobald du auch nur einen Gewerkschaftsrat gründen wolltest. Ging hier nicht, genauso wenig wie das Lohndumping.

        2)Walmart hatte vorallem Probleme, sich gegen Aldi durchzusetzen. Die Marktmacht von Aldi in Deutschland war und ist so groß, dass Walmart nicht die Preise diktieren konnte, wodurch die Gewinnmargen „zu gering“ ausgefallen sind.

    • Denke der Fehler hier lag maßgeblich daran, dass man versucht hat das Konzept aus den USA wirklich 1:1 zu übernehmen. Das funktioniert natürlich nur sehr schlecht mit den Leuten die sowas einfach nicht kennen.

      Die „Kulturellen“ Unterschiede wurden hier einfach komplett ignoriert.

  17. Du übertreibst. Im Einzelhandel zu arbeiten ist ziemlich scheiße und viele Kunden sind der reine Abschaum. Mich wundert also nie, wenn Leute im Verkauf schlechte Laune haben.

    • Ich habe selbst zu meiner Studienzeit im Einzelhandel gearbeitet und weiß, wie widerlich Kunden sein können – sich wie der letzte Mensch benehmen und sich dann natürlich als Sahnehäubchen auch noch über die Mitarbeiter, die nur ihren Job machten und freundlich bleiben, beschweren.

      Mein Chef hat damals zu mir gesagt: „Jeder Kunde hat das Recht so behandelt zu werden, als wäre es Dein erster Kunde heute!“

      Wir reden hier ja nicht von leicht genervten Verkäufern, sondern von Leuten, die es schaffen, sich so mies zu benehmen, dass man sich selbst schlecht fühlt. Und die gibt es definitiv!

      • Du hast Recht- man sollte ein gewisses Maß an Freundlichkeit haben, ich habe sehr sehr lange im Einzelhandel gearbeitet und die Umstände haben sich von meiner Ausbildung bis heute extrem geändert- deswegen ist es schwierig da Vergleiche anzustellen, Kunden sind heutzutage schwieriger geworden und verhalten sich teilweise auch wirklich wie die Könige, behandeln das Personal auch herablassend und es gibt einfach gewisse Grenzen. Ich persönlich bin wirklich sehr serviceorientiert und nett zu allen aber ich habe auch schon Dinge erlebt wo ich wirklich mit mir kämpfen musste. Aber ja, das Beispiel was du bringst is wirklich extrem und da sollte man als Chef auch aktiv werden aber auch da: Du kannst die Leute nicht rauswerfen weil finde mal fähiges Personal und du willst auch nicht auch nicht die Kunden verlieren – grade weil Kunden ja auch schnacken. Ich würd gern wissen in welchem Edeka du warst- wohnst du noch hier in S-H?

      • Die Grundidee stimmt schon. Man sollte jeden Kunden gut behandeln. Bedauerlicherweise lässt sich das praktisch nicht immer gut umsetzen. Wenn du nur zu zweit im Laden bist und die Arbeit von 4 Leuten erledigen musst, dann hast du am Ende einfach nicht mehr die Kraft für nette Worte. Einzelhandel scheint in den letzten Jahren deutlich schlimmer zu werden.

    • So ist es! Hinzu kommt noch der ständig steigende Druck mit immer weniger Leuten immer mehr Umsatz erzielen zu müssen.

      Während der Pandemie hat man geklatscht und heute gibt’s schon wieder Tobsuchtsanfälle, wenn man mal zwei Minuten warten muss, bis man drankommt.

      Und vom Trinkgeld-Modell der USA wollen wir gar nicht erst anfangen, das zutiefst menschenverachtend ist und sowieso nur dazu da ist, damit den Leuten kein anständiger Lohn gezahlt werden muss.

      Die Angestellten im Supermarkt machen einen Bomben- und zum Teil auch Knochenjob und sind einer der wichtigsten Pfeiler unserer gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit. Das da nicht immer die Sonne scheinen kann, ist ja wohl klar.

      Anstatt sich zu beschweren könnte man ja mal nachfragen, wo der Schuh drückt. Man weiß ja nie in welcher Situation ein Mensch steckt oder wie scheiße es gerade bei ihm läuft.

      • Ich bin da bei Jim.

        Ich seh das mittlerweile eisenbereift. Ich hatte bereits Beschwedemails geschrieben. Naja, dann bekommst halt mal einen Gutschein, aber personell was ändern; in der aktuellen Lage; schwierig… Ich sprech das direkt an: „Habe ich sie heute auf dem falschen Fuss erwischt?“, „Sie kommen mir heute vor, als würde sie was bedrücken?“, usw…
        Die Leute sind dann oft eher peinlich berührt und plötzlich ganz anders.

        Die Intention fürs schwierige Verhalten ist ja oft: Hey mir gehts scheisse, erkennt ihr das bitte an! (Ganz getreu dem aktuellen Gesellschaftsmotto: Ich bin das größte Opfer!)
        Wenn ich das nun anspreche, habe ich das Ziel des Mitarbeiters erfüllt und ich kann in Ruhe zu Ende einkaufen =)

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