Sascha Lobos neue Kolumne: Lässt die Politik die jungen Leute im Stich?

„Kein Impfstoff für Kinder“

Das ist ja kein deutsches Problem. Das ist weltweit so. Und irgendwie auch klar. Als im letzten Jahr die ersten Studien losgingen wurden nur erwachsene (ab 16) einbezogen. Man hat den neuen Stoff also nur an Menschen getestet, die frei entscheiden können, ob sie für sich das Risiko eingehen, einen komplett neuen Impfstoff zu testen.

Das im ersten Schritt keine Kinder einbezogen werden ist logisch. Bei jüngeren Kindern funktioniert das Imunsystem halt noch etwas anders als bei Erwachsenen und man braucht wahrscheinlich eine andere Dosierung. Und da ja aus den ersten Wochen schon bekannt wurde, dass hauptsächlich alte Menschen sterben hat man halt den Fokus erstmal auf die (auch profitablere, da größere Gruppe der Erwachsenen) gelegt.

Mittlerweile liefen ja schon Studien für die ab 12 Jahre (Zulassung steht wohl kurz bevor). Studien an noch jüngeren laufen auch schon, wer möchte kann auch seine minderjährigen Kinder für zukünftige Studien registrieren:
https://www.impfstudien-corona.de/index.html

Ach, den eigenen 6 jährigen Nachwuchs wollt ihr nicht als Versuchsobjekt zur Verfügung stellen? – Nun dann gibt’s halt noch länger keinen Impfstoff für Grundschüler. (bzw. kann man ja darauf hoffen, dass der Stoff in Indien, oder Brasilien getestet wird nicht wahr?)

Naja, Politik wird in Deutschland schon seit Jahrzehnten fast nur für die ältere Generation gemacht, nicht erst seit Corona. Wundert auch nicht besonders, wenn die meiste Zeit die Partei mit der ältesten Stammwählerschaft an der Macht ist.

Als Student bekommste auch schön den Mittelfinger gezeigt. Letztens erst wieder eine schicke Rechnung in der Zeitung gehabt. Wenn du 1 Jahr den ach so tollen KfW Kredit in Anspruch nimmst, darfst du, wenn du ihn über 20 Jahre zurückzahlst, ~4800€ Zinsen zahlen, davon übernimmt der Bund ~180€! Wie großzügig! Die Überbrückungshilfe ist auch ein Witz. Sie bewilligt zu bekommen grenzt an ein Wunder. In Bremen wurde in fast einen Jahr grade mal 6000 Anträge bewilligt, bei ~40000 Studenten. Da du jeden Monat einen Antrag stellen kannst/musst ist die Zahl der Studenten die etwas ausgezahlt bekommen haben deutlich geringer, Bundesweit sieht es ähnlich aus. Zu erwähnen ist auch, dass ~80% der Studenten vor der Pandemie einen Nebenjob hatten und meist drauf angewiesen sind, den grademal 17% bekommen BAföG (und auch mit sind viele auf einen Nebenjob angewiesen), früher haben fast 50% BAföG beziehen können. Letztes Jahr wurden die Mittel fürs BAföG nichtmal ausgeschöpft!

Unsere Bildungsministerin ist der komplette Witz. An Inkompetenz auf einen Level mit Scheuer, eventuell sogar drüber.

Ich finde einerseits, dass er mit einigen Punkten Recht hat, andererseits ist dieses Ausspielen der Generationen mE auch verkehrt. Es errinert mich an die Argumentation „Du bist ein Mann, also willst du wohl keine Frauenrechte, weil du bist ja keine Frau“. Es unterstellt Menschen einen identitätsbezogenen Egoismus, der so nunmal nicht existiert. Nur weil ich ein Mann bin, habe ich doch trotzdem ein Interesse daran, dass Frauen gleichberechtigt sind, weil ich eben auch Sohn, Ehemann, evtl. Vater einer Tochter usw. bin.

Genau so ist dieses pauschale Unterstellen, dass „Alte“ kein Interesse an einer guten Zukunft haben, weil sie ja eh bald tot sind, total hirnrissig und stiftet nur Hass und hetzt Menschen auf. „Die Alten“ sind nämlich in der Regel auch Eltern und Großeltern und wollen in den allermeisten Fällen das aller Beste für ihre Kinder und Enkel. Die meisten haben ihr ganzes Leben schon auf Dinge verzichten, damit sie ihren Kindern und/oder Enkeln ein schönes Leben machen können und sind auch in Zukunft bereit zu verzichten, dann eben auf eine andere Weise. Insofern besteht hier überhaupt kein Konflikt in der Form, wie Lobo ihn zeichnet.

Hier werden normale Kommentare leider wieder mal zensiert. Der reinste Witz ist das geworden hier. Absolut ekelhaft.

Also in welche politische Richtung der Lobo geht, dürfte wohl jeder wissen. Auch wenn das nicht ausschließt, dass er mit so manchem Punkt Recht hat, muss man aber einfach feststellen, dass er vieles extrem einseitig betrachtet.

Nur um mal ein paar Schlagworte anzusprechen:

– Lufthansa: keiner von uns kann ansatzweise berechnen, welchen volkswirtschaftlichen Schaden wir bei einer Pleite dieses Konzerns hätten hinnehmen müssen. Ich denke da insbesondere auch an so „Kleinigkeiten“ wie Lufthansa Cargo …
– Politik und Schule: Sicher gab es viele Versäumnisse, sowohl während als auch vor Corona. Man könnte sagen, „die Politik“ hat gepennt, aber im Kultusbereich gibt es eben „die Politik“ nicht, auch wenn Herr Lobo das gerne leugnet (vermutlich weil ihm die meisten Kultusminister politisch nahestehen). Wir haben eben den Flickenteppich Föderalismus. Über den kann man gerne streiten. Aber man kann ihn nicht mal so eben über den Haufen werfen.
– die „schwarze Null“: ein phantastisches Oppositionsargument. Macht die Regierung keine Schulden, dann schiebt sie notwendige Investitionen zu Lasten der Kinder auf. Macht die Regierung aber Schulden, so beschwert man sich, was die kommenden Generationen alles zahlen müssen. Immer so, wie man’s gerade braucht.
– die Querdenker. Wie „missbrauchen die die Kinder für ihre Ideologie?“ Erwähnt Lobo nicht. Vielleicht, weil sie auf den Demos mitmarschieren? Na, dann sollte er vielleicht mal bei FFF die Kinder zählen! Er misst einfach erkennbar mit zweierlei Maß.

Alles in allem: Die Thematik ist es sicher einmal wert, dass man sie anspricht. Aber Lobo ist für eine objektive Betrachtung denkbar ungeeignet.

Naja kein Wunder. Wenn Parteien an der Macht sind, die nahezu ausschließlich von alten Leuten gewählt werden machen die natürlich auch primär Politik für alte Leute – alles andere wäre für die politischer Selbstmord.

Das Dumme ist nur: Die alten Menschen stellen eben auch die Mehrheit der Menschen in diesem Land dar und gehen mehrheitlich aktiv wählen, d.h. selbst wenn alle jungen Leute geschlossen etwas anderes wählen würde es nichts bewirken, sie würden trotzdem überstimmt. Das ist halt auch einer der größten Nachteile und und ein großes Probleme an der Demokratie: Die Masse bestimmt die Marschrichtung. Gehörst du nicht zu dieser Gruppe hast du Pech gehabt. Natürlich sind deine Interessen auf dem Papier im Bundestag anteilsmäßig vertreten, es bringt aber in der Praxis faktisch garnichts. Meiner Meinung nach übrigends auch mit ein starker Faktor für die Politikverdrossenheit und die „es ändert ja eh nichts“-Einstellung der jüngeren Leute, wenn es um Politik und Wahlen geht.

Schade, dass man in Deutschland immer noch nicht verstanden hat, dass Bildung das höchste Gut ist, dass wir besitzen.

Teilen und herrschen. Funktioniert immernoch prächtig.

Also mal ganz ehrlich… ob jung oder alt… ob blau mit gelben punkten… im Grunde sind wir erstmal alle nur Dronen und nichts wert / ersetzbar für gewisse Wenige.
Wir prügeln uns unten lieber untereinander. War schon immer so.
Und oben lacht man sich ins Fäustchen und spielt mit Menschenleben.
Irgendwann haben wir dann mal wieder genug. Dann rollen Köpfe.
Und dann gehts wieder von vorne los. Mit Brot und Spielen, teilen und herrschen.

Warum sollte man Kinder überhaupt gegen Covid-19 impfen?
Sind die akut gefährdet?

Ich freue mich bei den ganzen Diskussionen darauf, die Zwischengeneration zu sein, die das schlechte aus beiden Welten abbekommen wird.