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In dieser Woche wurde die neue Studie „Jugend in Deutschland 2024“ veröffentlicht. Für diesen Bericht haben die Jugendforscher  Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann sowie  Politikwissenschaftlers Kilian Hampel zu Beginn des aktuellen Jahres insgesamt 2000 Menschen zwischen 14 und 29 Jahren befragt. Die Fragen drehten sich dabei dann um die größten Sorgen, die allgemeine Zufriedenheit, die persönliche Lage und die Parteipräferenz dieser Personen.

„Unsere Probleme werden einfach nicht gesehen von der Politik. Keine Ahnung, wie mein Leben in 20 Jahren aussieht. Wir haben keinen Plan, wie unsere Welt dann noch aussehen wird.“ 16 Jahre alter Niklas (Via)

Die Studie zeigt dabei dann, dass Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland wohl immer unzufriedener mit dem Leben werden. Die unsichere Weltlage in Bezug auf laufende Kriege, Probleme mit dem Klima und politische Bewegungen scheinen sehr große Sorgen darzustellen. Zusätzlich dazu üben junge Menschen Kritik an der Inflation und den Kosten für Wohnraum, die ihnen die Zukunft ordentlich zerstören könnten. Es ist aktuell deutlich schwieriger, mit der eigenen Situation zufrieden zu sein, als es noch vor einigen Jahren der Fall war.

„Die Aussicht auf ein gutes Leben schwindet. Die große Frage für alle Akteure in der Gesellschaft wird sein, wie sie junge Menschen für eine positive Vision im Land begeistern und sie an Veränderungsprozessen beteiligen können“ (via)

Was die Parteipräferenz betrifft, so gibt es bei jungen Menschen wohl einen ziemlichen Druck nach Rechts. Von den Befragten sind derzeit wohl 22% der Meinung, dass sie die AfD in den Bundestag wählen würden. In 2023 lag dieser Wert nur bei 12% und in 2022 waren davon nur 9% der jungen Menschen überzeugt. Gleichzeitig ist die Anzahl der Antworten im Bereich von Ich weiß nicht, wenn ich wählen soll von 19 % in 2022 auf 25% in 2024 gestiegen.

Ich würde sagen, dass die Jugend derzeit allen Grund hat sich um die Zukunft zu Sorgen. Ein Blick auf die aktuelle Weltlage ist frustrierend und er kann sicherlich Ängste darüber auslösen, wie die eigene Zukunft aussieht. Der dauerhafte Zugriff auf Medien aus der gesamten Welt macht diese Lage nicht unbedingt besser. In solch einer Situation ist es einfach, auf Leute hereinzufallen, die simple Lösungen für komplizierte Probleme versprechen. Hoffentlich können junge Menschen in Deutschland trotzdem informierte Entscheidungen über ihre Zukunft treffen.


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37 KOMMENTARE

  1. ich glaube die Generation hängt zu viel vor Social Media. Die Probleme gab es früher auch schon, nur wurde man damit nicht 24/7 zugespamt und ändern kann man eh nichts daran. Lieber weniger Social Media konsumieren und auf sich selbst konzentrieren. Wenn man etwas gut kann, gibt es immer noch die Möglichkeit, das Land zu wechseln, was leichter ist denn je. Lässt sich aber natürlich nicht mit einer 4 Tage Woche realisieren, dafür wurde in den letzten 25 Jahren an viel zu vielen Stellen der Anschluss verpasst.

    • Opa, hast du gesoffen? Was hat denn in ein anderes Land wechseln mit 4-Tage-Woche zu tun?

      Und welche Probleme gab es früher schon?

      -In den 90ern konnten Leute im Mittelstand noch Häuser bauen oder kaufen. Die Preise sind in den letzten 15 Jahren explodiert und heute können sich viele kaum noch die Miete leisten.
      -Inflation, Kriege und immer öftere Klimakatastrophen.
      -Eine Nazi-Partei, die offen plant, einen Großteil, der Bevölkerung des Landes zu verweisen.

      Kommt natürlich alles vom Smartphone.

      • Naja

        -Die Atombomben der USA und Russland waren vor den 90ern auf Deutschland gerichtet
        Wenn ein 3ter Weltkrieg ausbricht, dann würde Deutschland als erstes vernichtet
        -Ich war zwar noch jünger, aber die 90er waren deutlich mehr Nazi als das woke Deutschland 2024. Wer in den 90er moderat links war, würde heute als Rechter eingestuft.
        -Klimakatastrophen bekommen doch 99% der Deutschen aktuell nicht zu spüren
        -Ja, die Preise für Immobilien sind explodiert. Der Auslöser war die Wirtschaftskrise 2007. Damals konnte man sich noch Häuser leisten, aber die Leute waren reihenweise arbeitslos.

  2. „Keine Ahnung, wie mein Leben in 20 Jahren aussieht.“
    Simpel. Die Menschheit hat sich ausgerottet und Du bist tot.

  3. Man könnte hier einen sehr langen Absatz schreiben, woran das liegen könnte. Ich liege selbst im Alter der Befragten (27) und möchte den Hauptgrund für meinen Pessimismus teilen: Fehlende Antworten.

    Wir leben heute in der VUCA-Welt und mir scheint es, als nimmt das Tempo zu. Nur kommen wir und noch viel mehr unsere gesellschaftlichen Strukturen und Abläufe nicht mit. Zudem merke ich, wie sich bei „denen da oben“ immer noch eine lähmende Selbstzufriedenheit hält, wo es kritische Reflexion und Reformen bräuchte:

    -Unser Sozialsystem mit Blick auf den demografischen Wandel
    -Unsere Währungsgemeinschaft, die letztendlich Wohnraum nahezu unbezahlbar gemacht hat
    -Unbezahlbarer Wohnraum
    -Der Rückzug der Demokratie in der Welt
    -Die Tatsache, dass unsere Wirtschaftsstandort seine Wettbewerbsfähigkeit verliert (STIHL hat die Pläne für ein neues Werk im Südwesten beerdigt und baut dies nun in der SCHWEIZ)
    -Die fehlende Strategie im Umgang mit Geflüchteten
    -Eine erdrückende Last an Staatsschulden in unserer Währungsgemeinschaft
    -Eine Blockbildung zwischen Autokratien und Demokratien bei gleichzeitigem Rückzug der USA
    -Energiepreise, die langfristig aufgrund der derzeitigen „Strategie“ stark ansteigen werden (allein für den Netzausbau werden bis 2045 lt. Bundesrechnungshof mindestens 460 Mrd. € benötigt)
    -Ein Bildungssystem mit überlasteten und allein gelassenen Lehrkräften, das immer weiter zurück fällt.
    -Ein globaler Subventionswettlauf
    -Der Aufstieg des Populismus

    Das habe ich jetzt ohne Recherche aus meinem Kopf geschrieben. Da gibt es sicher mehr.
    Und da frustriert es mich umso mehr, dass die Ära Merkel dies ignoriert hat und unsere derzeitige Regierung sich entweder streitet oder mit Nebelkerzen wie der Cannabis-(Teil-)Legalisierung um sich wirft.
    Noch pessimistischer stimmt es mich, dass ich keinen politischen Akteur kenne, der sich künftig diesen Themen ernsthaft annehmen kann, will und damit auch einmal Entscheidungen treffen muss, die weh tun, aber langfristig Besserung bringen.

    • Die Cannabis-Legalisierung ist grundsätzlich keine Nebelkerze. Ursprünglich war die vollständige Legalisierung geplant und hätte das funktioniert, hätte das mittelfristig jährlich Millionen in die Staatskasse gespült, die widerrum zur Finanzierung anderer Dinge gedient hätten. Der aktuelle Status sorgt halt kurzfristig für extrem viel Aufwand, spielt aber mittelfristig nicht so viel ein, wie eigentlich vorgesehen war. Trotzdem besser als nichts.

      • ahahah, die Argumentation ist ungefähr so, als würde man die Tabaksteuer als Argument bringen. Cannabis verursacht ja auch null Folgekosten…

        Wegen mir könnte man alle Drogen verbieten. Dann hätten wir auch keine Folgekosten und eine ganze Menge Menschen müsste sich mit dem Auseinandersetzen, was man echtes Leben nennt!

  4. AfD ist von allen deutschen Parteien eben die Nummer 1 auch TikTok und das ist eben die Informationsquelle vieler junger Leute, unsere Altparteien haben eben die Neuzeit verpennt. #Neuland

  5. Wo sollte auch Optimismus herkommen ? Das Land wird von Linksgrünen Traumtänzern völlig gegen die Wand gefahren. Aber solange es die größte Sorge mancher Socialmedia Nutzer ist, welche verschissenen Pronomen sie Heute gerne hätten, kann es uns eigentlich noch nicht so schlecht gehen.

    Die aktuellen Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind tatsächlich die verwöhnteste Generation die es je gegeben hat. Kein Wunder, haben doch deren Großeltern und Urgroßeltern einen enormen Wohlstand erwirtschaftet. Deren Eltern haben diesen Wohlstand verwaltet und sie können diesen Wohlstand jetzt aufbrauchen.

    Es wird dann wieder an der nächsten Generation liegen wieder neuen Wohlstand zu schaffen.

    • Ich habe mich bis zur letzten Zeile des Kommentars gefragt, ob es sich hier um Satire handelt. Aber dem scheint wohl nicht so zu sein. Trotzdem schaffe ich auf so viel Stammtischparole nicht mehr als ein:

      LOL, OK BOOMER

      LG <3

    • 16 Jahre CDU-Regierung hat natürlich gar nichts damit zu tun. Alle aktuellen Probleme haben nämlich genau vor 2,5 Jahren angefangen und davor waren alle super glücklich.

      • Natürlich haben uns die 16 Jahre Merkel genauso in die Scheiße geritten. Merkel hat lediglich verwaltet, und die wenigen Dinge, die sie gestaltet hat, haben allesamt Applaus von linksgrün bekommen. Insoweit hat Kolterst nicht ganz unrecht.

        • Was einfach nicht stimmt. Die komplett verschlafenen Investitionen wurden sicherlich nicht von linksgrün bejubelt und das ist eben ein Erbe der Merkel-Ära, weil wir ja unbedingt „die schwarze Nuuuuuuuuuuuuuull!“ halten mussten. Unter dem Jubel von Schwarz-Gelb-Blau. Aber das hat natürlich nicht nur sie verkackt, da reihen sich all die Wirtschaftsbosse, die jetzt das Maul aufreißen genauso ein. Zehn Jahre lang Rekordgewinne verbuchen und Rekord-Dividende ausschütten und kaum dreht der Staat den Geldhahn auch nur minimal zu fällt ihnen auf, dass es einen Investitionsstau in dreistelliger Milliardengröße gibt.
          Was alles wiederum nur ein Erbe der Kohl-Ära ist, als wir unser funktionales Wirtschaftssystem unbedingt gegen Neoliberalismus eintauschen mussten, aber hey…

          • Mit der schwarzen Null würde ich dir durchaus unter gewissen Voraussetzungen zustimmen. Dass spätestens seit Merkel Investitionen in die Zukunft verpennt wurden, wird kaum jemand bestreiten. Allerdings muss ich dabei etwas Wasser in den Wein kippen: Es wurde ja nicht gespart, sondern konsumiert. Vom aufgeblähten Sozialstaat bis zu den Radwegen in Peru, das sind keine Ausgabe, die irgendwann einen Return versprechen, sondern das Geld ist einfach nur „weg“. Bau mit der Kohle Schulen, Straßen, meinetwegen sogar Radwege in Deutschland, dann sind es Investitionen. Auch die sog. Energiewende ist – ich denke jetzt vom Ende her, an welchem die Energiewende nicht funktioniert – deshalb eben keine Investition, sondern Konsum: das Geld wird für ein ideologisch motiviertes Projekt verballert. Jedenfalls solange, wie neben jedem Windrad ein Gaskraftwerk o. ä. als Backup stehen muss. Würden wir wirklich „investieren“, wäre ich der erste, der dafür die Schuldenbremse lockern würde.

            Für das Thema Schuldenbremse gebe ich dir also gerne einen halben Punkt. Bleibt aber noch Eurorettung, Energiewende, Einwanderung und noch vieles andere, was ich objektiv eher von einem linksgrünen Kanzler als von einem konservativen Kanzler erwartet hätte.

        • Das ist das perfekte Beispiel wie Rechte sich Geschichte hindrehen.
          Und das schlimme ist das du das wirklich glaubst.

          Was wurde die „Du bist Deutschland “ Kampagne bejubelt
          Auch die Bankenrettung der Hsh und co in der Lehman Brothers Krise wurde von Links abgefeiert bis zum geht nicht mehr
          Der Rettungsschirm sowie die Griechenland Politik wurde bejubelt.WAs haben wir auf Occupy Frankfurt geschimpft
          Und das verhalten Merkels in der Snowden Affäre war der Hammer.

          Ja gut das mit dem kurzen aufblitzen von Menschlichkeit da haben wir schon bissel mit gehadert.
          Aber die Erdogan Abkommen und Frontex Aufrüstung haben wir gefeiert , endlich mehr Festung Europa.

          Dieses Flüchtlingsding ist echt dein Trauma und Schisma oder?

      • Aber aber Habeck wartet bis wir schlafen und klaut uns die Gasheizung!

        Funfact: Man kann auch in Zukunft Gasheizungen und Holzöfen einbauen lassen, wenn man denkt das das sinnvoller ist, als direkt mit dem selbst produzierten Strom zu heizen, sofern eben möglich.

      • Hmmm das Gruene U- Boot kann man auch als erste Gruene Kanzlerin sehen. Somit sind die 16 Jahre irgendwie auch den Gruenen anzugreifen 🙂

    • Die aktuelle Generation ist tatsächlich eher eine, die härter für ihren Wohlstand arbeitet als jede andere Generation seit der Phase nach dem Zweiten Weltkrieg. Weil sie in ein System geboren wurde, in dem „Wohlstand“ auf traditionellem Wege gar nicht mehr erreichbar ist. Wie auch? Wie uns die CDU derzeit nonstop erklärt, müssen wir alle für unseren „Wohlstand“ doch auf was verzichten. Mehr und länger arbeiten für weniger Geld. Weil das sorgt für „Wohlstand“. War ja nie die Rede davon, wessen „Wohlstand“.
      „Wohlstand“ ist dabei 1zu1 ersetzbar durch „Wirtschaft“. Etwas, für das alle Opfer bringen müssen – außer diejenigen, die am Ende parasitär die Kohle aus der ganzen Sache rausziehen.

      Und nebenbei: über „Korrekte Pronomen“ machen sich die wenigsten Jugendlichen Gedanken. Das ist eher so ein Luxusproblem für Konservative, denen es so gut geht, dass Menschen mit blauen Haaren bereits als Gefahr für ihr Seelenwohl wahrgenommen wird – oder die halt so bratzendämlich sind, von diesem Geschwafel manipulieren zu lassen. Was tbh nicht so schwer ist, seit man Konservativen eingetrichtert hat ihr Gehalt korreliert mit ihrer Intelligenz.

      • Die Frage ist doch, welche Perspektive wir eigentlich der jungen Generation bieten. Du sagst ja selber, dass Wohlstand auf traditionellem Wege gar nicht mehr erreichbar sei. Im Grunde nimmt die Jugend am Abstammungslotto teil: Wirst du in prekäre Verhältnisse geboren, kommst du aus eigener Kraft nicht raus. Wirst du in Wohlstand geboren, so wird zwar der Wohlstand vererbt, aber was fängst du dann eigentlich mit dir an? Wo liegt dein persönlicher Erfolg, dein persönliches Ziel, deine Erfüllung? Frag mal eine Luisa Neubauer: du suchst dir irgendwelche ideellen Aufgaben. Du willst die Welt retten. Aber dann merkst du irgendwann, dass die Welt gar nicht gerettet werden will. Was macht das mit dir? Und die anderen setzen sich eben das Ziel, der Welt die Gerechtigkeit zu bringen, und sie fangen mit der Sprache an. Same story.

        Unsere Eltern und Großeltern haben etwas geleistet – sie KONNTEN noch etwas leisten. Eine Familie gründen, ein Häuschen bauen, einen mehr oder weniger bescheidenen Wohlstand aufbauen. Das alles ist heutzutage fast unmöglich; von einem durchschnittlichen Einkommen kommst du gerade so über die Runden, aber Perspektiven bietet es nicht. Unsere Eltern und Großeltern haben gearbeitet, um zu leben. Die junge Generation hat eher die Perspektive zu leben, um zu arbeiten.

        Warum laufen die Jungen zur AfD? Diese Partei hat ein Alleinstellungsmerkmal: sie verspricht Veränderungen. Dabei ist völlig egal, ob die Veränderungen sinnvoll sind oder ob sie das Versprechen einlösen könnte. Aber praktisch alle anderen Parteien bieten doch lediglich ein „weiter so“. Sicher, manche spielen dabei Robin Hood, nimm es von den Reichen und gib es den Armen. Aber eine Perspektive für ein persönliches Lebensziel ist das auch zu wenig: du wirst von ANDEREN ausgehalten.

        Wir müssen – das ist nur meine persönliche Meinung – wieder an den Punkt kommen, an dem ein Einkommen wieder Perspektiven bietet. Familie grünen, Haus bauen, ohne dass dies zum finanziellen Russischroulette wird. Solange man von jedem Euro 50 Cent vom Staat abgeknöpft bekommt – ich schließe hier alle Abgaben und Konsumsteuern mit ein – wird das jedenfalls nix. Wir müssen mal komplett durch diesen Staat durchkärchern und ihn verschlanken. Klar, ist einfach gesagt, und ich bin nicht der, der den Rotstift ansetzen muss. Aber das wäre eben mein Ansatz.

        • Also zunächst einmal verspricht die AfD in den Zukunftsthemen null Änderungen, wenn überhaupt Verschärfungen. „Huh, die Marktradikalität zerstört unsere Perspektiven, vllt. brauchen wir mehr Marktradikalität?“
          Die AfD zieht Leute an, weil sie einfache Lösungen anbietet ohne das Problem anzugehen.

          Einkommen muss eine Perspektive bieten – da stimme ich dir völlig zu. Nur ist „den Staat verschlanken“ dafür der genau falsche Ansatz. Wobei du nichtmal Unrecht hast, dass an den Steuern gedreht werden muss. Nur musst du das Geld eben irgendwo reinholen. Gerade diese Woche gelesen, wusstest du das Deutschland mittlerweile als Niedrigsteuerland bzw. „Steueroase“ für Reiche gilt, weil die Besteuerung der Oberschicht so gering ist?
          Und bevor jetzt wieder wer das Husten kriegt: So weird es klingt, selbst Millionärs-Fritz Merz hatte mit seiner Aussage „ich gehöre zur Mittelschicht“ eigentlich Recht. Also nein, wer auch immer das jetzt liest, du gehörst sicher nicht zur Oberschicht.

          Ein Problem der Globalisierung ist tatsächlich der Kontrollverlust des Staates. Wir haben heute zu wenig Staat. Unternehmen, die wie erwähnt Jahrzehntelang scheiße gewirtschaftet haben, drohen jetzt eben mit dem Abzug, wenn man ihnen nicht weiter den Hintern vergoldet.
          Dazu kommt eine Politik, die an diesem System grundsätzlich nur wenig verändern will. Beispiel dafür: Als der DFB vor kurzem seinen Sponsor gewechselt hat (von Adidas auf Nike), haben viele Politiker sich darüber echauffiert. Merz (aber nicht nur er, auch linke Politiker) haben z.B. davon geredet, sie hätten sich mehr „Lokalpatriotismus“ gewünscht.
          Ganz ehrlich, so Unrecht haben sie damit nicht. Aber warum gibt es diese Vorwürfe nie an Unternehmen, die hier Werke schließen und sich stattdessen nach Amerika absetzen? Warum ist daran dann die Ampel schuld, anstatt dass man denen ebenfalls fehlenden Patriotismus vorwirft?

          Mein Schlüssel wäre, was natürlich ebenfalls sehr einfach gesagt ist, dass man sich ehrlich macht: Was nützt uns eigentlich dieses ominöse Wachstum, dem wir grundsätzlich immer alles unterordnen müssen? Nicht falsch verstehen, ich meine nicht „yo, lass mal wieder Planwirtschaft machen!“, aber es muss doch Möglichkeiten geben, eine echte soziale Marktwirtschaft zu denken.

          • Du willst also mehr Staat, der z. B. die Unternehmen in Deutschland festhält, obwohl die Rahmenbedingungen im Rest der Welt mehr Produktivität versprechen, weil eben jener Staat die Rahmenbedingungen an die Wand gefahren hat? Wirfst du wirklich den Unternehmen vor, dass sie dorthin gehen, wo sie kostengünstig produzieren können? Oder allgemeiner: Wirfst du den Unternehmen vor, dass sie Gewinne machen wollen?

            Entschuldige bitte, aber so ein bissl klingt das schon danach, als würdest du der DDR-Planwirtschaft nachtrauern. Falls nicht, erklär mir mal den Unterschied.

            Ach ja, das Steuersystem: Ich würde zwar bezweifeln, dass Deutschland für irgendwen als Niedrigsteuerland gilt. Ungeachtet dessen gehört das System natürlich insgesamt reformiert. Nicht nur, dass die Steuern runter müssen, damit die Leute wieder Luft zum Atmen haben, auch das System muss verschlankt werden. Eben nicht mehr zu jeder Regel drei Ausnahmen, von denen der einfache Arbeiter eh nix hat. Auch Gutverdiener müssen ihren Anteil beitragen, anstatt sich in Schlupflöchern verkriechen zu können. Aber falls du die Globalisierung nicht zurückdrehen willst, musst du dabei eben immer bedenken, dass Deutschland im Wettbewerb zum Ausland steht: Unternehmen gehen dorthin, wo sie die besten Rahmenbedingungen vorfinden. Und wenn wir schon kräftig Steuern kassieren wollen, dann müssen wir eben an anderer Stelle ein gutes Angebot machen. Infrastruktur, qualifiziertes Personal usw. … Deutschland glänzt momentan an keiner Stelle.

        • Was für ein traditionellem Weg?
          Ich stelle einfachmal die steile These auf das der Feudalismus in Deutschland erst 1945 richtig zu ende war und erst mit der BRD alle Schichte annähernd gleiche Möglichkeiten hatten.

          • Traditionell ist Wohlstand durch eigener Hände Arbeit. Dafür brauchst du nur zwei, drei Generationen zurück gehen. Mit dem Bart- und Scheitelträger vom Dienst hat das überhaupt nix zu tun.

          • @Kinki
            Wir

            Wir reden davon das dieses erst seit der BRD für „alle“ so wirklich möglich war
            In den 1000 Jahren deutscher Geschichte ist das ein Fliegenschiss(der musste sein) weil Ständegesellschaft.
            Ich habe echt ein Problem damit das andauernd vor Sachen oder Entwicklungen der späten Neuzeit und der Moderne ein althergebracht oder traditionell gesetzt wird.

      • „Und nebenbei: über „Korrekte Pronomen“ machen sich die wenigsten Jugendlichen Gedanken. Das ist eher so ein Luxusproblem für Konservative, denen es so gut geht, dass Menschen mit blauen Haaren bereits als Gefahr für ihr Seelenwohl wahrgenommen wird“

        Meine Güte, wie kann man sowas von sich geben? Wir wurden mit dem Thema nun Jahre lang in den Nachrichten und von der Politik gequält, anstatt einzusehen, dass es ein Unsinn und nicht notwendig ist. Diese Luxusprobleme entstehen, weil wir nun auf das Wohl jedes einzelnen uns konzentrieren sollen, als auf das Große Ganze.

        Das Problem derzeit ist, das unser Wohlstand von den oberen 2% Prozent beschnitten wird und sich die dank der Einkommens/Steuer/… Schere immer mehr auf dem Rücken der Allgemeinheit die Milliarden um die Ohren werfen – und KEINE Partei will daran was groß ändern, weil Sie ALLE an dem kranken System selbst verdienen. Alles ist halt zum Selbstbedienungsladen verkommen und die Bevölkerung kann nur mehr zugucken.
        Daran wird eine 20h Woche mit Home-Office genauso nix ändern, wie eine 50h Woche.
        Dazu kommt noch der „Fachkräfte Mangel“… das ist genauso Müll. Die Leute die gesucht werden wurden früher Hilfsarbeiter genannt. Es fehlen die Leute im Lager, am Fließband, Spargelstecher, LKW Fahrer … „Fachkräfte“ haben wir genug mit BWL, Politik, Kunst, usw. Diplomen.

        • „Das Thema wurde uns von Medien und Politik genug um die Ohren geworfen“ – Exakt das ist das Problem. Es ist eine komplette Nebelkerze.
          Ich nehme dafür gerne das Beispiel Thüringen (y’know, wo die Kommunisten regieren :P). Da hat die CDU als Oppositionspartei einen Gesetzesentwurf eingebracht, womit Gendersprache verboten werden sollte mit dem expliziten Hinweis, dass die Regierung sich um „echte Probleme“ kümmern soll.
          Stellte sich nur raus: Rot-Rot-Grün hat in der ganzen Wahlperiode nicht ein einziges Gesetz zum Thema Gendern erlassen. Die einzigen Anträge, die es zu dem Thema gab, kamen aus der Union und der AfD.
          Dasselbe auf Bundesebene: Die Ampel redet eigentlich fast nie über das Thema Gendern. Baerbock hat im Wahlkampf mal in einem Nebensatz gesagt, sie findet gendergerechte Sprache ist eine Privatangelegenheit (so ca.), aber wenn doch sogar Firmen es hinbekommen genderneutrale Texte zu schreiben, dann könnte der Gesetzgeber sowas doch auch machen.

          Die einzigen, die das Thema Gendern dauerhaft in der Öffentlichkeit am Leben erhalten, sind konservative Politiker und die Medien. Konservativer Politiker regt sich über „Gender-Gaga“ auf, die Medien berichten darüber, konservativer Politiker antwortet mit „da, über NIX ANDERES reden die Linken!“, worüber dann die Medien…you get the point.

          • Nur um dein Argument noch zu unterstreichen: https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/der-genderwahn-der-afd/

            Oder auch: https://youtu.be/JF_w3vacl8g?si=f5ma4RofW74oKdBr

            Aber am Ende ist die Strategie ganz einfach: Ängste werden geschürt und Interessen gesellschaftlicher Gruppen gegeneinander ausgespielt. Das Thema ist emotional aufgeladen, hat ein hohes Mobilisierungspotential und bringt Menschen auf die Straße. Damit löst man Hasswellen im Netz aus oder sind Einstiegs- und Radikalisierungsfaktoren für junge Frauen und Männer in die rechten Szene.

          • @Nubsi:
            Welche Gender-Gesetze gibt es denn so im Bund? Und wie viele Anti-Gendergesetze gibt es? Auch die Ampel hat kein relevantes „gEnDeR-Gesetz“ erlassen – trotzdem wirft man ihr ständig vor, sie würde sich ja nur mit Gender-Gaga beschäftigen.
            Vllt. ab und zu lesen, was Ampel-Politiker so sagen und tun anstatt nur das zu lesen, was Konservative glauben, was Ampel-Politiker so sagen und tun…

          • Vorsicht… ich hab weder von einem Ampelpolitiker noch einer Seite gesprochen.
            Ich hab das Problem generell angesprochen.
            Auch hab ich nicht von einem Gendergesetz, sondern dem Wahnsinn allgemein gesprochen, der es in Gesetze(vorschläge schafft).
            Mit geht die Politik und Verwaltung generell auf den Nerv. Es ist egal wer „gerade da oben ist“. Bisher sehe ich bei jedem Wechsel folgenden ablauf:
            Zuerst die Wahlzuckerl verteilen, dann die eigenen Leute an die Macht und dementsprechend an die Futtertröge bringen, und zuletzt versucht man, das eigene Programm durchzudrücken. Meistens scheitert man schon bei letzterem, da man in eine Koalition muss und sich dann immer streitet und immer das Spiel des „Kompromisses“ spielt, bis gute Programme eigentlich nur mehr Müll sind.

            Aber es ist nett sofort in eine Ecke/Schublade gedrängt zu werden.

    • Hier ein Video das wunderbar zeigt wie nachhaltig dieser „erarbeitet „Wohlstand“ ist.
      https://youtu.be/afAnbxy6dxs?si=LixD4s9pSCetZaLe

      Der giftigen Hinterlassenschaften dieses Wohlstands werden einfach ganz billig vergraben. Erst f*ckt der Klimawandel die kommenden Generationen und die übrigen werden vom Giftmüll im Boden überrascht. Der Wohlstand von gestern verunreinigt dann plötzlich jede Menge Grundwasser. Tolle Leistung! Die Verantwortlichen die im Wohlstand gelebt haben, weil sie Giftmüll billig verklappt haben sind dann natürlich tot. Darauf wäre ich ebenfalls richtig Stolz.

      Aus der DDR offenbar nichts gelernt: https://www.deutschlandfunkkultur.de/giftmuell-in-bitterfeld-pumpen-bis-ultimo-100.html

    • Das ist leider der große Schwachsinn den man jetzt häufiger hört. Ich als Mensch Mitte 30 bin extrem zufrieden mit der aktuellen Politik. Bis auf die FDP sind dort viele gute Ansätze zu erkennen. Gerade Habeck und die Grünen bringen viele gute Impulse, allerdings ist das alles nicht in 5-7 Jahren umsetzbar. Man muss aber JETZT die die weichen stellen, die man vor 10 Jahren vergessen hat. Ansonsten wird es immer schwerer das Ruder rumzureißen!
      Man müsste sicher noch ein paar Punkte bringen die auch das kpnservative Lager beglücken, aber leider muss die Politik jetzt ein bisschen wehtun und gewisse Freiheiten (z.B. individuelle Mobilität, Energie, Wirtschaftsstandort) einschränken ODER neu denken.
      Wenn die FDP nicht alles blockieren würde, als KLEINSTER Partner, wären wir schon viel weiter. Leider werden wir den Fortschritt aufgrund von Engstirnigkeit und Rückwärtsgewandheit (das bleibt hier alles wie es ist) der alten und neuen AfD-Generation wieder verlieren.

  6. Nicht zu vergessen das sich die Arbeitswelt ändert und unserer Sozialsystem noch keine Antwort darauf gefunden hat da wir noch am Anfang der Transformation sind.
    Das sehen wir wunderbar an den hilflosen Debatten über Wochenarbeitszeit,Fachkräftemangel und Renteneintrittsalter.
    ‚Kann gut sein das wir das gut 200 Jahre alte Model „Geld in der Stunde“ in manchen Berufsfeldern bald überhaupt nicht mehr haben.
    Aber das sind Prozesse die halt dauern.

    • Deshalb bietet meine Firma Arbeitsverträge mit 30, 35 und 39 Stunden mit Festgehalt und schmackhaften Zulagen. Überstunden falls anfallen kann man mit Gleitzeit flexibel abbauen. Besser eine Fachkraft die 30 Stunden arbeitet, als keine Fachkraft.

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