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Community-Mitglied Niklas hat Hanna und mir einen netten Leserbrief für den Podcast geschrieben. Da er sehr lang ist und das Thema zur Diskussion einlädt, möchte ich ihn lieber hier thematisieren. Ich hatte leider keine Zeit, die fehlenden Kommata einzufügen – also regt Euch darüber bitte nicht auf. Es geht hier um den Inhalt:

Hallo Steve, Hallo Hanna,

um eurem Aufruf nach frischen Leserbriefen nachzukommen werde ich hier einige meiner Gedanken für euch aufschreiben. Ich hoffe es gefällt euch und bereichert deinen Podcast.

Ich interessiere mich für so ziemlich alles und suche ständig die Gelegenheit etwas Neues zu erfahren. Vor einem Monat gab es auf deinem Blog die Diskussion um die Schülerin die twitterte: „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ne Gedichtanalyse schreiben In 4 Sprachen“. Ich will das Ganze nicht nochmal komplett aufrollen aber unter anderem folgendes habe ich dort drunter geschrieben:

„Ich bin sehr dankbar, dass ich in der Schule die Gelegenheit hatte die Welt verstehen zu lernen. Ich weiß vielleicht noch nicht zu hundert Prozent wie man eine Steuererklärung macht oder sonst irgendwas beantragt aber ich weiß wie Strom funktioniert, wie die Sonne arbeitet, wie der Menschliche Körper funktioniert, was Kreativität bedeutet über verschiedene Epochen hinaus, wie man die Wurfbahn eines Balls berechnet, Wie ein Otto-Motor funktioniert, Was Polymerase-Kettenreaktion ist, Wie eine Zelle funktioniert, Wer M. C. Escher ist, Was Glasnost und Perestroika bedeutet. Ich habe gelernt was die Welt in ihren Grundbestandteilen zusammen hält und was man daraus machen kann.“

Meiner persönlichen Meinung nach ist das wichtigste was den Leuten fehlt eine gute und vor allem sehr, sehr breite Bildung. Und diese bekommt man dadurch, dass in der Schule auch Dinge gelehrt werden bei denen auf die Schnelle kein sofortiger Nutzen zu erkennen ist. Viele Leute leben in Ihrer kleinen Welt die aus dem persönlichen Umfeld, dem Job und ein paar Fernsehsendungen sowie einem Hobby besteht und wissen gar nicht was um sie herum wirklich passiert.

Ich habe dieses Wochenende mit meiner Freundin das Zeiss Planetarium in Wien besucht und mir dort die Show „Stardate II – Treffen unter den Sternen“ angesehen. Das ist eine Show die einem unser Sonnensystem und das nähere Universum erklärt und mir schon ein wenig Demut beigebracht hat, besonders durch folgendes Zitat von Carl Sagen zu einem Bild das die Raumsonde Voyager 1 aufgenommen hat. Es zeigt die Erde aus einer Entfernung von 6,4 Milliarden Kilometern als kleinen blauen Punkt (Link):

„Aus dieser großen Entfernung betrachtet, scheint die Erde nicht besonders bedeutsam zu sein. Für uns Menschen ist es jedoch völlig anders. Denken wir doch einmal über diesen »Punkt« nach! Dieser blaue Punkt im All ist »hier«, er ist »zu Hause«, er ist »wir«. Jeder Mensch, den du liebst, den Du kennst, von dem Du jemals gehört hast – jeder Mensch, den es je gegeben hat lebte hier, auf diesem »Punkt«.

All unsere Freude und unser Leid, tausende von überzeugten Religionen, Ideologien und Wirtschaftstheorien, jeder Jäger und Sammler, jeder Held oder Feigling, jeder Schöpfer oder Zerstörer einer Zivilisation, jeder König oder Bauer, jedes junge Liebespaar, jede Mutter und jeder Vater, jedes hoffnungsvolle Kind, jeder Erfinder und Entdecker, jeder Moralapostel, jeder korrupte Politiker, jeder »Superstar«, jeder »herausragende Herrscher«, jeder Heilige und jeder Sünder in der Geschichte der Menschheit lebte hier – auf einem Staubkorn, erleuchtet von einem Sonnenstrahl.

Die Erde ist eine sehr kleine Bühne in einer riesigen kosmischen Arena. Denken wir nur an die Ströme von Blut, die all die Generäle und Herrscher vergossen haben, um für kurze Zeit ruhmvoll herrschen zu können … über einen Bruchteil eines Punkts im All. Denken wir an die endlosen Grausamkeiten, welche die Bewohner einer Region dieses Pixels, den kaum von ihnen zu unterscheidenden Bewohnern einer anderen Region angetan haben. Wie oft sie sich falsch verstehen! Wie sehr sie darauf aus sind, einander zu töten! Wie leidenschaftlich sie einander hassen! Unser eitles Gehabe, unsere eingebildete »Wichtigkeit«, die Illusion, dass wir im Universum einen besonderen Platz einnehmen – all das wird in Frage gestellt von diesem blassen, blauen Punkt im All.

Unser Planet ist ein einsamer Fleck in der großen kosmischen Dunkelheit. Wir sind unbedeutend in diesem endlosen Weltall und es gibt keinen Hinweis darauf, dass irgendjemand oder irgendetwas von irgendwoher zu uns kommen wird, um uns vor uns selbst zu schützen. Nach allem, was wir bisher wissen, ist die Erde die einzige Welt, auf der es Leben gibt. In der näheren Zukunft gibt es keinen anderen Ort im Unviersum, wohin die Menschheit auswandern könnte. Wir können andere Planeten besuchen, aber es ist noch lange nicht daran zu denken, sich woanders niederzulassen.

Die Erde der Ort, an dem wir uns bewähren müssen – ob wir wollen oder nicht. Man sagt, dass man demütig werde, wenn man sich mit Astronomie beschäftigt, und dass das den Charakter forme. Dieses von weit her aufgenommene Bild unserer winzigen Welt ist vielleicht das beste Beispiel dafür, wie töricht es ist, wenn wir uns einbilden, etwas Besonderes zu sein. Für mich unterstreicht es unsere Verantwortung, freundlicher miteinander umzugehen. Es unterstreicht, dass wir diesen blauen Punkt im All wertschätzen und bewahren müssen. Er ist das einzige Zuhause, das wir kennen.“

Übersetzung nach dem englischsprachigen Text von Andreas Kalt

Was denkt ihr beide bei diesem Zitat? Ist es nicht lächerlich wegen welchen Sachen wir Menschen uns manchmal die Köpfe einschlagen und für wie wichtig sich manche Menschen nehmen obwohl Sie nur ein Staubkorn im Universum sind? Denk Ihr auch, dass wir weniger Probleme hätten wenn die Menschen gebildeter wären und mehr über Ihre Umwelt wüssten?

Ich hoffe euch hat der Leserbrief gefallen, er ist leider sehr lang geworden. Falls er euch gefallen hat bekomme ich aber bestimmt auch kürzere Briefe zu anderen Themen hin.

Viele Grüße,

Niklas

Interessante Fragen, oder? Schreibt Eure Meinung dazu in die Comments!


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27 KOMMENTARE

  1. An sich ist es einfach, sich Sagan anzuschließen (unter der Voraussetzung, dass man keinen Hunger leidet), aber trotzdem muss ich doch an der Vorstellung zweifeln, dass Bildung die Konflikte der Menschen beenden kann. Wenn man sich umschaut, bemerkt man sofort, wie schnell man heutzutage an Informationen zu allen möglichen Themen kommen kann. Es gibt Viele, die freiwillig und kostenlos im Internet ihr Wissen teilen, sei es in der Form von Mathehilfen auf Youtube oder von ganzen Unikursen aus verschiedenen Fachbereichen. Das mag keine höhere Bildung ersetzen, aber höhere Bildung ist nicht notwendig, um zu erkennen, dass man das bisher Gelernte in Frage stellen muss, da man das Ausmaß der eigenen Unwissenheit realisiert. Und trotzdem hört die endlose Flut aus politischem und religiösem Extremismus, Propaganda, Gewaltverbrechen, Rachefeldzügen, Umstürzen, Invasionen, Bürgerkriegen etc. nicht auf. Der Kreislauf der Gewalt, der letztendlich die Wurzel dieses Übels ist, wird von Generation zu Generation aufrecht erhalten. Die Unterbrechung dieses Kreislaufs ist aber nur bedingt eine Frage der Bildung. Sie ist vor allem eine Frage der Empathie, vor allem der Empathie gegenüber Schwächeren. Nur wer mit ihr aufwächst, kann sie später zuverlässig abrufen. Ausnahmen sind selten. Wenn wir also wollen, dass Macht nicht missbraucht wird, dass sie vllt noch nichtmal ihrer selbst wegen gesucht wird, dann müssen wir bei den Kleinsten anfangen, um mit jeder Generation den Anteil an Menschen, die die Sprache der Gewalt nicht sprechen, zu erhöhen. Das ist der einzige Weg, der langfristig funktioniert. Bildung ist natürlich von Vorteil, aber diesen Stellenwert hat sie einfach nicht.

  2. Ich finde es generell überheblich zu sagen, weil es etwas größeres gibt, ist das Kleine nicht wichtig.
    Es gibt ja diese Miesepeter, die ich mit voller Absicht so abwertend bezeichne, die bei jedem Problem, das in meinem, als Mensch, der in Deutschland mit Wohlstand aufgewachsen ist und immer noch lebt, auftritt, sofort das „in Afrika sterben Menschen und du regst dich über überteuertes Benzin auf“-Argument auf den Tisch legen. Mir würde nie einfallen, diesem Missstand in Afrika, oder was auch immer als Beispiel genommen wird, seine Wichtigkeit und seine Einschlägigkeit abzusprechen. Aber das hat mit meinem Problem überhaupt nichts zu tun und es hat erst recht nichts damit zu tun, wie wichtig mir mein Problem ist.
    Aus diesem Grund finde ich es nicht richtig, pauschal zu sagen, es sei lächerlich, über was wir uns den Kopf einschlagen. Man sollte beim „Kopf einschlagen“ lediglich besser bedenken, ob es den Preis des ausgelösten Konflikts wert ist und wie weitreichend die Folgen sind. Wenn ich mich auf Twitter aus einem Impuls heraus über hohe Benzinpreise aufrege, weil ich vielleicht wenig verdiene, viel fahren muss und mir wirklich viel Geld am Ende des Monats fehlt, dann löse ich mit einem für mich großen Problem im ersten Moment überhaupt keinen Konflikt aus. Wenn ich ein Land führe und wegen leicht erhöhten Benzinpreisen gezielt die Wirtschaft eines anderen Landes zerstöre, worunter eine ganze Bevölkerung leidet, dann blicken wir hier auf eine ganz andere Relation, die meiner Ansicht nach nicht gerechtfertigt ist.

    Kurz: Ich schaue mir auch gerne an, wie klein ich im Vergleich zum bekannten Universum bin, aber das sollte die Sicht auf die kleinen und trotzdem im entsprechenden Maße wichtigen Probleme nicht verzerren.

    (Ich möchte dem Leserbriefschreiber übrigens nicht vorwerfen, er sei ein wie oben beschriebener Miesepeter, ich gehe hier nur auf den generellen Gedankengang ein.)

    • Dein Text trifft wirklich einen Nerv bei mir, gefällt mir. Du hast natürlich völlig recht, dass man im großen Zusammenspiel des Universums nicht vergessen darf, dass auch die verhältnismäßig banalen Dinge wichtig sind.
      Nicolai Hartmann, einer der wichtigsten Ethikphilosophen des vergangenen Jahrhunderts, berücksichtigt das. In seinem Schichtenmodell sehen ganz oben die moralischen Werte, doch er sagt auch (und das ist entscheidend), dass diese Werte erst dann eine Rolle spielen, wenn meine Vitalwerte, also eine der untersten Schichten, in Ordnung sind. Vereinfacht: Ich kann erst dann anfangen über das Gute zu philosophieren, wenn ich satt bin. Wer hungert leidet denkt nicht zwangsläufig in moralischen Werten und vorallem denkt er nicht in den moralischen Werten, die ein anderer Mensch in einer besseren Lebenssituation hat.

  3. Gut, jetzt nochmal ein ernsthafter Kommentar von mir^^:

    Wer sagt „Ach wir Menschen sind gar nichts Besonderes, nur ein Staubkorn im Universum etc.“, der ist meiner Meinung nach auf dem völlig falschen Dampfer. Von Einzellern, die sich durch Zellteilung ständig selbst klonen, vielleicht mal abgesehen ist JEDES Lebewesen etwas Besonderes.
    Warum? Weil jedes Lebewesen einzigartig ist, du wirst von Keinem eine zweite Ausgabe finden, selbst eineiige Zwillinge unterscheiden sich teilweise in Größe, Persönlichkeit, Gesundheit, Interessen, Talente usw. usw.
    Das Gleiche gilt für Tiere und Pflanzen, jedes Exemplar unterscheidet sich vom Rest.
    Gerade die Tatsache, dass wir Menschen uns seit unserem Bestehen über die unterschiedlichsten Dinge bekriegen, zeigt ziemlich deutlich wie verschieden jeder Einzelne von uns ist (klar, das ist nicht unbedingt positiv).
    Positiveres Beispiel:
    Wenn man bedenkt, dass auf der Erde seit über 500 Millionen Jahren Leben existiert, die Menschheit aber in ca. 100.000 Jahren es weiter gebracht hat, als jede andere Spezies zuvor, ist das eigentlich ziemlich beeindruckend.
    An dieser Stelle muss ich dem Leserbriefschreiber zustimmen, wir wären definitiv besser dran, wenn sich die Menschen mehr Gedanken um ihre Umwelt (nicht nur die Natur sondern auch ihre Mitmenschen) machen würden. Man stelle sich vor wo wir heute sein könnten, wenn wir uns nicht immer wieder durch Dinge wie Kriege, Unterdrückung von Andersdenkenden (In Europa vor allem die katholische Kirche im Mittelalter, uns medizinisch in eine Zeit vor der Antike zurückgeworfen hatten) oder sonstigen unnötigen Blödsinn, selbst ein Bein gestellt hätten.
    Nehmen wir hier z.B. den Zweiten Weltkrieg: Klar war hier Hitler die Schlüsselfigur, aber der wurde auch nicht als Antisemit und Rassist geboren, sondern durch seine Umgebung dazu gemacht. Und wenn es bei uns damals nicht auch noch Millionen von Gleichgesinnten gegeben hätte, wären die Nazis nie an die Macht gekommen. Aber dieser Antisemitismus war Jahrhundertelang in Europa verwurzelt, das fing ja schon damit an, dass man den Juden vorwarf, Jesus getötet zu haben, oder mit dem Zinsverbot für Christen, das jeden der sich Geld leihen musste zwang, zu den Juden zu gehen. Die nahmen dadurch praktisch die Rolle der heutigen Bänker ein, und wir wissen alle wie „beliebt“ die sind.
    Bevor ich zuweit abschweife:
    Ich denke, der Verfasser hat Recht, wenn er sagt, dass wir lernen sollten unsere Umgebung besser zu verstehen. Eine sehr breite Bildung und eine generelle Offenheit der Welt gegenüber ist dafür natürlich unabdingbar.
    Mir widerstrebt es aber zu sagen, die Erde sei nichts besonderes, denn nach unserem jetzigen Wissensstand ist unser Planet im Universum bislang einzigartig und auch jeder Mensch hat seine Besonderheiten.
    Es gibt z.B. sehr viele gute Künstler, aber jeder drückt sich auf seine Art aus, hat seinen eigenen Stil.

    Das war mein Kurzroman 😀

        • P.S. hab grade erst deinen Kommentar weiter oben gelesen, so was ähnliches wollte ich eigentlich auch ausdrücken, aber ich verlier mich immer so gerne in meinen Schachtelsätzen (Das hat in der Schule immer schon Ärger gegeben :D).

  4. Auf der einen Seite stimmt es schon, dass wir Menschen vieles falsch machen und im Zusammenspiel des Universums ziemlich unbedeutend sind. Auf der anderen Seite sind wir Menschen aber auch das größte Erfolgsmodell der Evolution, zumindest auf der Erde und soweit wir das überblicken können. Denn wir haben es geschafft, uns ein Stück weit aus der Evolution zu heben und uns über sie zu stellen. In einem weniger schmeichelhaften Vergleich: Der Mensch ist der Diktator unter den Spezies, wir sind Caesar, Hitler oder Stalin, die sich aus der Demokratie der Welt ausgeklingt haben.
    Über das Universum selbst lasse ich mich hier besser nicht aus, mir schwirrt immer noch etwas der Kopf von den kantischen Antinomien…

    Was die Frage der Bildung angeht: Ja, sehe ich ähnlich wie der Leserbriefschreiber. eine allgemeine und universelle Bildung steht am Anfang von allem, insbesondere natürlich akademischer Bildung.
    Was ich nicht ganz verstehe ist der Teil über die „westlichen Demokratien“. Es zieht sich leider durch, dass wir im Westen den Fehler machen, Reichtum/Industrienation mit Demokratie gleichzusetzen. Das ist so nämlich nicht richtig. Zum einen kann man den größten Boomschauplatz der Welt, China, nicht gerade als Demokratie bezeichnen und zum anderen wurde unser westlicher Reichtum zu 99% von Monarchen errichtet.
    Versteht mich nicht falsch, ich finds auch klasse in einer Demokratie zu leben und mitbestimmen zu dürfen. Aber trotzdem werden wir uns nie 100%ig sicher sein können, dass es wirklich das „perfekte System“ ist.

    • „Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“ hat Winston Churchill mal gesagt. Ein „guter“ Diktator fände ich persönlich interessant so wie König Salomo aus der Bibel aber wenn man genauer darüber nachdenkt ist die Definition von „gut“ hier das Problem. Ein Herrscher den mein Nachbar „gut“ findet könnte ich als zu konservativ oder zu liberal einstufen. Daher gilt wohl weiter oben genanntes Zitat.

    • Das unser System nicht mal annähernd das perfekte ist, sieht man doch an den Wahlbeteiligungen. Klar machen sich viele Leute gar keine Gedanken, doch genauso viele haben auch die Schnautze voll und wählen gar nicht mehr. Noch schlimmer sind jedoch die, die einfach wählen ohne nachzudenken. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der durchschnittliche CSU-Wähler in Bayern wirklich Bescheid weiß, welche Auswirkungen, seine Entscheidung hat. In den USA ist es doch nicht anders. Ein Großteil der Wähler wählt blind immer das Gleiche, da man bei einer genaueren Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Wahlprinzip erkennt, dass es gar keine Wahl gibt.

      • Es geht nicht um den perfekten Staat, der wird nie erreicht werden, da kannste Rousseau und Aristoteles fragen. Es geht um die beste Lösung für die Meisten 😉

    • „Das größte Erfolgsmodell der Evolution“
      Bei dieser Aussage kommt es sehr schwer darauf an, was du genau damit meinst. Die Evolution ist echt ein philosophisches Thema, rein biologisch gesehen sind wir Menschen nämlich nicht die Erfolgreichste Art und überhaupt – wie definierst du erfolgreich? Die meisten Beine, das Größte Gehirn, die größten Muskeln, die höchste Zahl an Individuen, oder die besten Augen? Ich finde es egoistisch pauschal zu sagen der Mensch sei das erfolgreichste Lebewesen, denn nur weil wir ’ne riesige Großhirnrinde haben, heißt es nicht dass wir deshalb erfolgreicher sind, wir sind Spezialisten im Gebiet Gehirn, so wie Maulwürfe Spezialisten beim Graben sind.
      So und hiermit wäre der kleine Erguss zum Thema Evolution abgehandelt.

      • Wir können das, was sonst kein anderes Lebewesen kann: Es ist uns möglich uns an nahezu jede Umwelt auf diesem Planeten anzupassen, außer vielleicht an die Tiefen des Ozeans. Wobei wir selbst die bis zu einem gewissen Grad noch befahren können.
        Das kann kein höheres Lebewesen. Ich würde sagen, die einzigen, die evolutionär mit uns mithalten können, sind Bakterien.
        Was noch hinzukommt und was wir sogar den Bakterien voraus haben: Wir haben es geschafft, uns unserer Triebe ein Stück weit zu entsagen. Wir handeln nicht nur aus Affekt und Trieb, sondern auch nach Logik. Zudem haben wir gelernt, unsere Nachteile auszugleichen. Wir sind nicht so schnell wie Jaguare oder so stark wie Bären und wir können auch nicht fliegen wie Adler.
        Und trotzdem haben wir die schnellsten und stärksten Tiere verdrängt, genau so wie wir Möglichkeiten gefunden haben zu fliegen und sogar den Planeten zu verlassen. Der Mensch ist der perfekteste Jäger, den es je gegeben hat.

        Darum sehe ich uns als das größte Erfolgsmodell der Evolution an. Was nicht heißen soll, dass wir perfekt sind oder „die Krone der Schöpfung“. Denn all unsere philosophischen, moralischen und sonstigen Probleme ergeben sich ja erst dadurch, dass wir der Evolution soweit voraus sind.

        • Die Aussage mag für Dich richtig klingen, ist sie aber nicht, weil in der Evolution keine Spezies besser-, oder weiterentwickelt ist. Evolution stoppt nicht, Evolution schreitet unendlich weiter fort solange es Leben gibt.

          Wenn Du sagst „wir sind das größte Erfolgsmodell der Evolution“ klingt das schonmal schön wissenschaftlich, es ist allerdings komplett falsch, weil es unmöglich ist zu sagen was ein besseres Modell ist, Schwämme kann man z.B. durch ein Sieb drücken und sie sind in der Lage sich danach zu reorganisieren und weiterzuleben, probier das mal mit einem Menschen. Genauso die Vielfalt der Insekten, welche zahlenmäßig den Menschen weit überlegen sind und viel mehr ökologische Nischen bevölkert haben.
          So gesehen ist der Mensch eben nicht das größte Erfolgsmodell der Evolution, denn man kann wissenschaftlich einfach nicht sagen ob eine Art erfolgreicher ist als eine andere, sie ist höchstens besser an eine gewisse Nische angepasst bzw. den darin vorherrschenden Selektionsdruck.

          Worauf ich hinaus will ist folgendes:
          Diese semi-wissenschaftlichen Aussagen nerven mich, egal um welches Thema es geht. Bei der Evolution ist es besonders heikel, weil manche Personen sich daraus ein Weltbild formen, in dem sie über der Natur stehen und gerne weitere Unterscheidungen treffen à la „in Europa ist die moderne Zivilisation entstanden, deshalb sind wir besser als die anderen“ (Zitat ehem. Mitbewohner), womit wir ganz schnell beim Rassismus landen.
          Mit solchen Aussagen sollte man also vorischtig sein.

          PS. Ich will dir übrigens nichts unterstellen 😀

          • Ich gehe mal davon aus, dass kein ernstzunehmender Biologe meiner Ausführung folgen wird und das ist okay und ja, wir Menschen sind auch ganz bestimmt nicht die „Spitze der Evolution“. Hab ja schon gesagt, dass uns unsere weite Entwicklung auch Nachteile einbringt. Für mich ganz persönlich (und ich bin natürlich kein Biologe, dass kann man also gerne unter der Sparte „Laienmeinung“ verbuchen) bleibt es bei „größtes Erfolgsmodell (bis jetzt)“, weil wir es eben geschafft haben, den Selektionsdruck auszutricksen. Wir können uns viel schneller anpassen und verändern, ohne dafür mutieren zu müssen. Wir können einen gigantischen Teil unserer evolutionären Nachteile durch unsere Intelligenz ausgleichen. So oder so aber (und darum ging es ja eigentlich): Wir haben bisher noch nichts gefunden, was sich mit uns vergleichen lässt und deswegen gibt es auch keinen Grund, uns vor dem restlichen Universum zu verstecken oder uns klein zu reden.

            Deinen letzten Absatz teile ich übrigens, zumal es auch Quatsch ist. Der Mensch stammt höchstwahrscheinlich aus Afrika, die wichtigsten Erfindungen bis hin zur Bronzezeit stammen aus Kleinasien…die Bedeutung Europas kommt verhältnismäßig spät.

  5. „Auf einem stark abgekühlten Aschehaufen stehend, beobachten wir das allmähliche Erlöschen der Sonnen, und wir versuchen uns des entschwundenen Glanzes des Ursprungs der Welten zu erinnern.“

    Sehr bekanntes Zitat von Georges Lemaîtres.

    Das ist was mir darauf einfällt.

  6. Die im Leserbief geäußerten Gedanken kann ich zu 100% nachvollziehen. Gerade nach dem einen oder anderen guten Sci-fi Buch/Film, denke ich auch immer wieder über so etwas nach.

    Die Menschheit ansich hat zum einen so große Probleme die global gelöst werden müssten und andereseits eine so große Chance mit dem schon angsammelten Wissen und Fähigkeiten weiter voranzukommen, aber nein wir bekriegen uns unentwegs wegen irgendwelchem Schwachsinn, Ideologien oder Religionen. Schmeissen sinnlos unsere Ressoucen weg und zerstören systematisch unseren Planeten. WARUM? Ich kann es nicht begreifen.

    • Es scheint mehr oder weniger in der Natur des Menschen zu liegen, immer mehr zu wollen als andere bzw. Macht über andere haben zu wollen.
      Ein Großteil der Menschen ist sicher für ein friedliches Zusammenleben, doch da wir es noch nie geschafft haben unsere Ressourcen gerecht aufzuteilen, wird es wohl immer Konflikte geben. Solange unsere Führer bereit sind Kriege zu führen, um ihre eigenen Interessen zu vertreten, wird sich daran auch nichts ändern. Und gerade dafür ist es wichtig, dass ein Großteil der Bevölkerung dumm/uninformiert bleibt. Wir sind schon beschäftigt genug damit, eine Ausbildung oder ein Studium abzuschließen, um dann irgendwelche Praktika zu machen, damit wir später mal Miete zahlen können und unsere Familien ernähren. In der restlichen Zeit sollen wir uns darüber den Kopf zerbrechen, was gerade in Mode ist, ob wir mit der Frisur nicht vielleicht scheiße aussehen oder wer heute Abend beim Fußball gewinnt. Da der Tag nur 24 Stunden hat, bleibt den meisten Menschen gar keine Zeit mehr sich mit wichtigeren Dingen auseinanderzusetzen. Doch genau davon profitieren die Machthaber,da sie weiter ihre Spielchen in einer Welt treiben können, in der Profit vor Menschenrechten steht!

      • Die Frage ist, wie sähe denn die Alternative aus? Selbst in einer perfekten Gesellschaft, die zusammen harmonisch lebt, muss ich doch meinen Teil leisten. Ich muss trotzdem fleißig lernen, ich muss trotzdem viel arbeiten, nur um meinen Teil der Gesellschaft zu erfüllen. Egal in welcher Gesellschaftsform, ein Bauer wird immer ein Bauer sein und nie groß an der Politik seines Landes mitwirken können. Es ist ja kein Zufall, dass im Parlament nur Juristen und sonstige Akademiker sitzen, denn nur die haben überhaupt die Zeit, sich mit Politik zu befassen.

  7. Wer des Englischen mächtig ist, dem kann ich auch sämmtliche Bücher von Carl Sagan empfehlen.
    Sowohl Demon-Hauted World als auch Pale Blue Dot sind meiner Meinung nach echte Meisterwerke.

    • Pale Blue Dot kann ich auch sehr empfehlen, mein Englisch ist nicht wirklich gut, konnte es aber trotzdem problemlos im englischen Original lesen, und ist wirklich lesenswert!

  8. Ich gibe dem Niklas bzw. dem Zitat Recht. Ein sehr interessantes Video, zum verdeutlichen wie klein wir eigentlich sind, hat mir damals mein Physiklehrer gezeigt. Es trägt den Titel: „We are not the Center of the Universe“

  9. Die Welt zu veraendern, auf „meine“ Welt Einfluss zu haben oder auf die Welt Einfluss zu haben, ist fuer mich gleichbedeutend mit dem Universum. Universum ist fuer mich der allumfassende Lebensraum, damit meine ich die Erde. Und wenn ich mich als Diktator wichtig fuehle, reicht es mir schon aus nur 1/20stel davon zu regieren. Fuer mich ist das mein Universum. Ich kann auf nichts anderes oder auf nicht viel mehr Einfluss haben, also beschrenke ich mich auf mein Gebiet, ueber welches ich Macht erlangte. Von daher kann es dem Dikatotor egal sein wie gross das UNiversum ist, wenn er eh nur auf seinen Staat Einfluss haben kann. Sein Universum bleibt der Staat.

    Ich denke was der Welt in gewisser Hinsicht fehlt ist nicht eine umfassende, sondern objektive Bildung. Die gibt es halt in manchen Staaten nicht oder wird eingeschraenkt. Dass die Mehrzahl der Menschen, die eine westliche Bildung genossen haben, die Demokratie und den Frieden befuerworten halt ich fuer offensichtlich. Es wird jedoch immer kleine radikale Gruppen geben, die gewisse Naehrboeden ausnutzen, wie z.B. gerade in Russland. Viele schreien auf die Russen ein, wie bloed sie doch seien so einem Menschen wie Putin zu folgen.

    Rutin hat den Russen nach dem Niedergang der SU wieder Mut gemacht. Er hat nach innen die Wirtschaft stabilisiert (Oel, Korruption, Auftraege) und nach Aussen klar gemacht „Wir sind wieder wer!“ Das was das russische Volk gerade durchmacht ist nicht so viel anders von dem als was 1933 passierte. Putin nimmt sich wichtig ja, aber er hat die Moeglichkeit sein Universum nach seinem Bilde zu formen. Sei es nun zum Gutem oder Schlechtem.

  10. Empfehlung an jeden, sich das Bild mal anzusehen (zusammen mit dem Verständnis, was es ist). Irgendwie schafft es diese eine tatsächliche Aufnahme, das was wir eigentlich eh wissen müssten, schockierend wirkungsvoll bewusst zu machen.

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